Wissen. Bildung. Intelligenz?
Was ist wichtiger: Anlage oder Umwelteinflüsse?
Wissen und Bildung. Aber was ist mit der Intelligenz? Macht Lernen intelligent? Was ist Intelligenz überhaupt? Die Bildungsforscherin Elsbeth Stern bezeichnet die Intelligenz als ein Kunstprodukt, das erst durch die Kreation von Intelligenztests entstanden ist. Die Idee hinter diesem „Kunstprodukt“ ist die Überlegung, worin sich Menschen, die besser lernen, von Menschen, die nicht so gut lernen, unterscheiden. Zum einen ist es die Flexibilität des Denkens und zum anderen das Schlussfolgern. Das heißt, dass wir Informationen erschließen können, die uns nicht direkt gegeben sind.
Was ist eigentlich wichtiger: Anlage oder Umwelteinflüsse? Aus Zwillingsforschungen weiß man, dass Gene eine Rolle spielen, weil eineiige Zwillinge sich in der Intelligenz sehr viel ähnlicher sind, als zweieiige Zwillinge. Wer „gute“ Gene mitbringt, hat einen Vorteil. Allerdings hängt es maßgeblich von den Umweltfaktoren und den Reizen ab, ob sich die „gute“ Anlage auch durchsetzen kann. Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, seine Fähigkeiten entwickeln zu können. Da wir einen großen Teil unserer Kindheit und Jugend in Bildungseinrichtungen verbringen, stellt sich die Frage: Welche Bedeutung das Lernen in der Schule für die Entwicklung der Intelligenz hat.
Lesen und Schreiben sind Grundvoraussetzungen. Ohne Sprache können wir uns nicht ausdrücken und ebenso wenig Wissen verknüpfen. Mangel an Reizen führt zur Verkümmerung der ausgereiften Organe und Gehirnregionen. Laut Elsbeth Stern hängt es sehr stark von der Qualität des Unterrichts ab, wie wir unsere Intelligenz nutzen.
Unterricht basiert (das weiß ich aus meiner eigenen dreizehnjährigen Erfahrung), leider zu sehr auf der reinen Reproduktion von Faktenwissen. Mehr als auf Strategien und Modellen, die wir lernen sollten, um eigenständig neue Probleme lösen zu können.
Dass das deutsche Bildungssystem seit Jahren in starker Kritik steht, ist wohl allen bekannt, aber ist es schon zu spät für die bestehenden Systeme und Strukturen? Ganze Generationen von Schülern haben gute Noten für das Auswendiglernen von Fakten bekommen. Doch was haben sie dabei gelernt?
Vergessen wir nicht die verschiedenen Intelligenzformen, außerhalb des problemlösenden Denkens. Zum Beispiel die naturalistische Intelligenz, die vor allem Menschen besitzen, die ein Gefühl für die Natur und ihre Umwelt haben. Die vor allem das Interesse besitzen, ihre Außenwelt so gut es geht, kennenzulernen. Oder was ist mit der musischen Intelligenz? Oder mit der sozialen Intelligenz, nach der heutzutage mehr denn je gefragt wird. Sprich die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen (Empathie) und leicht Kontakte zu anderen Menschen knüpfen zu können. Es gibt noch viele weitere Intelligenzformen, wahrscheinlich so viele, dass wir sie alle gar nicht erfassen können.
Eines sei aber gesagt: Wir Menschen hören natürlich gerne, wenn Außenstehende uns als intelligent bezeichnen bzw. feststellen, dass wir auf einem Gebiet ganz besonders begabt sind. Lösen wir uns doch von diesem Gedanken. Ich teile immer noch am liebsten Albert Einsteins Zitat: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“
Und als junge Studentin weiß ich: Wissen impliziert nicht Intelligenz!