Wie Greta zum Aushängeschild wurde …
… und für mich persönlich zum Idol
Im Sommer 2018 hörte ich das erste Mal von ihr. Das Mädchen, dessen Name heute in aller Munde ist. Anstatt den Schulweg zu nehmen, nahm sie den Weg zum Reichstag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm und setzte sich mit einem Schild davor, auf dem in Großbuchstaben stand: SKOLSTREJK FÖR KLIMATET. Ich nahm das erst nur am Rande wahr. Damals ahnte ich nicht, dass dieses Mädchen ein Idol für mich werden würde.
Ende 2018 sah ich die Tagesschau. Mit einen Bericht zum UN-Weltklimagipfel in der polnischen Stadt Katowice (Kattowitz), bei dem das Mädchen eine Rede hielt. Auch das nahm ich als Information am Rande wahr, sah mir aber ihre Rede im Nachhinein nochmal an und war etwas beeindruckt. Aber am Ausschlaggebendsten war für mich doch ihre Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos Anfang 2019. Sie sagte allen Beteiligten im Raum: „Our house is on fire“, und „[…] But I dont want your Hope. I don’t want you to be hopeful. I want you to panic. […]“. Und damit hatte Greta Thunberg es geschafft, mich komplett zu beeindrucken.
Ein Mädchen meines Alters, mit zwei Zöpfen und dem Asperger-Syndrom. Das ist Greta Thunberg, das Aushängeschild der Jugendbewegung „Friday‘s for Future“. Doch wer ist sie eigentlich?
Thunberg wird am 3. Januar 2003 geboren. Sie ist die Tochter der Opernsängerin Malena Ernmann und des Schauspielers Svante Thunberg. Eigenen Angaben zufolge erfuhr Greta mit acht Jahren von der globalen Erderwärmung. Sie fing an, sich vegan zu ernähren und das Licht auszuschalten, wenn es nicht benötigt wurde. Als sie einen Schreibwettbewerb zum Thema Umweltpolitik gewann, animierte man sie, sich zu engagieren. Da durch ihr Asperger-Syndrom ihre sozialen Kontakte „weniger ausgeprägt“ seien, ging die damals 15-jährige während des heißen Dürresommers im Alleingang zum schwedischen Reichstag mit ihrem Schild. Ingmar Rentzhog, der Gründer der schwedischen Aktiengesellschaft „We don’t have time“ wurde auf Thunberg aufmerksam. Sein Unternehmen will nach eigenen Angaben „Druck auf Leader, Politiker und Unternehmen“ ausüben, um so für das Klima zu agieren.
Durch Rentzhog wurde Greta bekannt, da das Unternehmen Fotos von ihrem Protest auf Facebook postete. Nachdem „We don’t have time“ ihren Namen in einem Prospekt ohne ihre Zustimmung verwendet hatte, distanzierte sich Greta von dem Unternehmen und machte auf eigene Faust weiter. Sie inspirierte andere schwedische Schüler, die in ihren Gemeinden bzw. Städten ebenfalls Schulstreiks organisierten. Sie inspirierte auch Schüler im Ausland, die sich ihrem Protest anschlossen. Im Frühjahr dieses Jahrs wurde daraus eine globale Jugendbewegung. Greta bekam dieses Jahr die Goldene Kamera mit dem Sonderpreis für „Klimaschutz“. Sie wurde auch für den Friedensnobelpreis nominiert. Das alles erfahren wir aus den Medien. Über ein junges Mädchen, das wie aus dem Nichts kam. Wir lesen und hören aber noch mehr.
Nicht selten sorgt Greta für Schlagzeilen. Seit ihren Schulstreiks Freitag für Freitag ist Greta weltweit bekannt geworden. Die einen mögen und verehren sie. Die anderen hassen sie regelrecht und lassen kein gutes Haar an ihr und ihrem Umfeld. Als sie zum Beispiel noch mit „We don’t have time“ zusammenarbeitete, bezeichnete man sie als „Marionette für Propagandaunternehmen“. Als sie aus Umweltschutzgründen auf das Fliegen verzichtete und eine 30-stündige Zugfahrt zum Weltwirtschaftsforum in Davos unternahm, wurde sie kritisiert, da sie veganes Essen aus Plastikverpackungen zu sich nahm.
Auch als sie nicht nach Amerika fliegt, sondern mit einem Segelboot in die USA zum Weltgipfel fährt. Doch wie hätte sie in die USA kommen sollen? Sie nimmt die Strapazen der zweiwöchigen Reise ohne Komfort aus Überzeugung konsequent auf sich. Egal mit welchem Transportmittel: Greta hätte überall Spuren von Transportmitteln hinterlassen. Hätte sie also zuhause bleiben sollen? Dann wären keine Auftritte, keine persönlichen Gespräche möglich gewesen. Dabei ist ihre Wirkung auf die Mächtigen dieser Welt und auf uns Zuschauer so wichtig.
Wir wissen: Demonstrieren allein reicht nicht. Das ist wohl jedem klar. Greta selbst sagt, dass jede/r SchülerIn für sich entscheiden sollte, ob er/sie streikt oder nicht. In ihren Augen lohnt es sich nicht, für eine Zukunft zu lernen, die bald nicht mehr existieren werde. Ich bin ein Befürworter für Fridays for Future. Greta ist insofern ein Idol für mich, da das, was sie macht, für mich nicht selbstverständlich und einfach nur mutig ist. Ich denke aber auch, dass man nicht nur demonstrieren, sondern auch bei sich anfangen soll. Dazu gehört für mich weniger Fleisch essen, weniger Fliegen, das Licht auszumachen, wenn man es nicht braucht und vieles mehr. Ich lerne dazu!