Wer den Cent nicht ehrt…
Littering oder die Frage, wie wir Abfall und Geld sparen können
Freust du dich, wenn du Geld auf der Straße findest? Ein paar Cent oder auch Euro, und der Tag ist gerettet, nicht wahr? Rational gesehen ergibt das kaum Sinn. Ich zumindest finde Rotgeld mehr störend als hilfreich. Auch eine Miete oder Rente lässt sich allein davon nicht finanzieren. Und dennoch schätzen wir unseren Fund und freuen uns darüber.
Doch was ist, wenn jemand das Geld nicht ausversehen liegen gelassen hat? Ohne wirklich auf die Folgen zu achten. Nicht nur einen kleinen Betrag, sondern viele tausend Euro! Obwohl derjenige das Geld deutlich besser nutzen könnte. Wie würdest du diesen Menschen bezeichnen? Wahrscheinlich als sehr unzuverlässig oder verschwenderisch. Niemand schmeißt einfach so sein Geld bewusst auf die Straße. Derjenige kann wohl kaum mit Geld umgehen.
Wir tun es aber alle. Oder haben es alle schon getan. Ja, auch du. Manchmal heimlich, manchmal aus Provokation. Manchmal auch nur, weil wir faul sind. Denn stell dir vor, es ginge hierbei nicht um Geld, sondern um Müll. Alltäglicher Müll, wie Kaugummis, Plastiktüten, oder Pappbecher. Jeden Tag wird er liegen gelassen, an Spazierwegen, Parkbänken oder Bushaltestellen. Aber auch in unseren Wäldern, seit 2012 gab es einen 18-prozentigen Anstieg von illegal deponiertem Müll in Bayerns Wäldern, wie das Landeskriminalamt berichtet.
„Littering“ wird das in der Fachsprache genannt. Aber braucht mich das als Rastatter zu interessieren? Von irgendwo aus dem Hinterkopf stellst du dir vielleicht diese Frage. Wir leben schließlich in einer sauberen Stadt. Oder? Dies fragten sich ebenfalls Schüler der Josef-Durler-Schule aus Rastatt. Durch die Jugenddelegation 2018 kam die Anregung zu dem Problem Littering in Rastatt. In der Schul-AG „JDStudios“ wurde daraufhin ein Kurzfilm zu dem Thema gedreht.
Das Resultat kann man im Kino Forum in Rastatt sehen https://www.youtube.com/watch?v=rxegSqrMN0o Bis Februar kam vor jedem Film der Teaser „Müll in Rastatt“. Darin wird deutlich: Rastatt könnte sehr viel sauberer sein. Denn dort, wo bereits Müll liegt, sei die „Hemmschwelle kleiner, seinen Müll einfach dazu zuwerfen“, wie es in dem Kurzfilm heißt. Die Hoffnung ist, im Kino das betroffene Klientel zu erreichen. Denn das stellt sich zumeist als ein großes Problem heraus. Ergänzend dazu hat die Stadt Rastatt an Mülleimer Sprüche geklebt, wie „Fütter mich“, damit diese den Passanten mehr ins Auge stechen.
Doch reicht das? Bereits zum 15. Mal musste die Aktion „Saubere Stadt Rastatt“ im Frühjahr 2018 den Dreckmachern hinterherputzen. Dabei stellte man fest, dass zwar mit 4,5 Tonnen weniger Kilos eingesammelt wurden als in den Jahren zuvor. Doch sei deutlich mehr leichtes Material wie Plastik gefunden worden, was besonders belastend für die Umwelt ist. Auch der Kurzfilm macht auf die lange Abbauzeit der Müllprodukte eindrücklich aufmerksam. Ferner wurden in diesen 15 Aktionen über 72.000 Kilo Müll gesammelt, eine unglaubliche Menge.
Die SPD Rastatt möchte ebenso dagegen steuern. Sybille Kirchner rief Bürger auf, sich bei der Aktion „Rastatt räumt auf“ zu beteiligen. Es sollen Aktionen und Kooperationen mit Supermärkten entstehen, um auf das Thema Littering aufmerksam zu machen. Bei dem ersten Treffen waren auch Schüler der JDStudios und RAVOLUTIONÄRE vertreten. Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe. Schließlich demonstrieren wir mit “Fridays for Future” gegen Umweltverschmutzung und für mehr Umweltschutz.
Jeder Betroffene muss sich fragen und bei sich selbst anfangen: Warum schmeiße ich Müll achtlos auf die Straße? Warum nicht in den Mülleimer? Und was ist mit den ganzen Essensresten und den Verpackungen? Mit nicht kompostierbaren ToGo-Kaffeebechern und achtlos weggeworfenen Kippen und ausgespuckten Kaugummis. Für jeden ist das bequem und “nur ein bisschen”. Aber insgesamt ist es ein Gebirge von Müll.
Doch was kannst du machen? Niemand wird verlangen, dass du das Müllproblem alleine bekämpfst. Du kannst aber Vorbild sein. Hier ein paar Ideen, die dir helfen könnten: Eine gute Freundin von mir sammelt immer an der Straße liegenden Müll, wie Plastiktüten, auf und schmeißt ihn in die nächste Tonne. Vielleicht hast du auch schon vom „Plogging“ gehört. Dabei sammeln Menschen, während sie Joggen, den Müll von den Gehwegen.
Wichtig ist aber vor allem keinen Müll zu produzieren, ganz besonders keinen Einwegmüll. Verwende lieber einen Stoffbeutel zum Einkaufen. Glasflaschen bzw. Pfandflaschen mehrfach benutzen als einzelne Plastikflaschen. So banal wie es klingt, aber das Essen aufessen, denn jeder Bürger schmeißt jedes Jahr 80 Kilo an Essen weg. Oder kaufe bewusster deine Kleidung ein. Günstige Kleidung ist vor allem wegen der minderen Qualität (und den ausbeutenden Löhnen in Dritte-Welt-Länder) billig und geht deshalb schneller kaputt.
Doch was hast du davon? Bewusster leben kann auch anstrengender sein. Versuche es positiv zu sehen. Herausforderungen können nämlich auch eine Menge Spaß machen. Außerdem hilft es sich vorzustellen, dass man eine Welt wie in „Wall-E“ verhindern könnte. Das klingt zwar im sauberen Deutschland noch abwegig. Doch steuern wir direkt auf die komplette Vermüllung zu, wie Wissenschaftler prognostizieren. Bereits jetzt haben wir mit dem „Great Pacific Garbage Patch“ im Pazifik quasi einen neuen Kontinent, bestehend aus reinem Müll.
Der Kurzfilm bringt es ebenfalls gut auf den Punkt. Müllentsorgung ist Geldverschwendung. Also Geld, das wir deutlich besser einsetzen könnten. Zum Beispiel für die Sanierung von Schulen, Straßen, Spiel- oder Sportplätzen und anderen Projekten. Es ist bares Geld, dass wir auf die Straße werfen, wenn wir Müll liegen lassen. Und es ist bares Geld, wenn wir diesen oder anderen Müll wieder aufheben und gezielt und richtig entsorgen.
Es muss uns nicht immer ein 50-Cent-Stück auf der Straße anfunkeln, damit wir glücklich werden. Wir können es auch sein, wenn wir Geld nicht durch blödsinnigen Abfall im wahrsten Sinne auf die Straße werfen.