Wenn Einbildung zur Bildung wird
Die Entstehung von Verschwörungstheorien
Die Erde ist in Wirklichkeit flach. Die Mondlandung ein Fake. Und die NASA ist nur dafür da, um heimlich Geldwäsche zu betreiben. Was für die meisten Menschen wie ein billiger Fantasy-Roman klingt, ist für einige Verschwörungstheoretiker ein unumstößlicher Fakt. Doch wer sind diese Leute, die an so etwas glauben? Wieso glauben sie es? Und warum werden diese Theorien immer präsenter? Diese Fragen beschäftigen mich schon seit geraumer Zeit. Nach einiger Recherche bin ich auf interessante Antworten gestoßen.
Wer sind diese Verschwörungstheoretiker?
Wenn man die meisten Menschen fragt, wie sie sich einen Verschwörungstheoretiker vorstellen, kommt immer die gleiche Antwort: Ein einsamer Nerd, der mit Alu-Hut auf dem Kopf vor seinem PC sitzt und hektisch nach neuen Zusammenhängen sucht. Der gelegentlich einen Blick an die Wand wirft, auf der Zeitungsartikel und Bilder mit rotem Faden verbunden sind. Doch die Realität sieht anders aus, denn Verschwörungstheorien sind mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Vom Akademiker über den Arbeiter bis zum Langzeitarbeitslosen – fast jeder ist dabei. Menschen verlieren ihr Vertrauen in Institutionen. Oft entwickeln Menschen Verschwörungstheorien, nachdem sie in Konflikt mit einer Institution geraten sind: ein als ungerecht empfundenes Gerichtsurteil, ein gepfändeter Gegenstand oder die Krankheit des eigenen Kindes nach einer Impfung. Mögliche Auslöser sind Verzweiflungssituationen, um Verschwörungstheorien zu glauben oder selbst zu entwickeln.
Wieso glauben sie das eigentlich?
Es kann viele Gründe geben, warum Personen Verschwörungstheorien glauben. Zwei Beispiele: Einer der Hauptgründe für die Entstehung dieser Theorien ist die Neugierde des Menschen. Denn wenn etwas Ungewöhnliches passiert, könne man es doch nicht einfach hinnehmen. Wir wollen verstehen, warum das so passiert ist. Problematisch wird es, wenn wir keine Lösung finden! Das führt ganz oft dazu, dass wir uns eine Lösung zusammen reimen.
Was spricht dafür, dass noch kein Mensch auf dem Mond war? Ein Verschwörungsargument lautet: Weil auf den Fotos vom Mond keine Sterne zu sehen sind. Der missmutige Gedanke ist, das die NASA nicht wusste, wie die Sterne aus dieser Perspektive aussehen und hat sie deshalb weggelassen. So weit, so unwissend. Wer sich mit Kameras auskennt, weiß, dass die unsichtbaren Sterne der deutlich helleren Mondoberfläche geschuldet sind. Aber fehlt einem dieses Wissen, so wird die Fantasie zu Rate gezogen.
Ein weiterer Grund für Verschwörungstheorien ist die Unberechenbarkeit des Zufalles. Wird ein Kind direkt nach dem Impfen krank, macht es uns mehr Angst, wenn dies grundlos passiert, als wenn es die böse Absicht der Pharma-Industrie sein könnte. Gegen den Zufall sind wir machtlos, gegen die Pharmaindustrie hingegen kann man vorgehen, indem man zum Beispiel nur noch Alternative Medizin anpreist und benutzt.
Warum werden diese Theorien immer präsenter?
Diese Entwicklung entstehen wie so oft im Internet. Denn bevor es das Internet gab, hatten solche Theorien keine richtige Plattform. Wenn man früher sehr viele Menschen erreichen wollte, ging dies nur über Fernseher oder Zeitungen. Diese Medien kontrollieren jedoch in der Regel die veröffentlichten Beiträge auf ihre Richtigkeit. Heutzutage hat jeder die Möglichkeit seine Meinung, sei sie noch so unqualifiziert, heraus zu posaunen. Mit etwas Glück gibt es genug Leute, die das lesen, glauben und im besten Fall sogar noch weiter verbreiten. Diese Entwicklung kam den Verschwörungstheoretikern natürlich entgegen. Jetzt haben sie die Möglichkeit, Anhänger ihrer Theorie auf der ganzen Welt zu kontaktieren und sich zu organisieren. Da man in größeren Gruppen natürlich mehr Möglichkeiten hat und auch überzeugender ist, dauerte es nicht lange, bis Fernsehsendungen und Magazine wie zum Beispiel das Magazin Compact darüber berichten. Wodurch noch mehr Menschen erreicht wurden. Das ist das Zeitalter von Fake news und Alternativen Fakten. Eine große Ära für Verschwörungstheoretiker.
Wie gehen wir mit „truther“ um?
Wir leben in einer Welt, in der sehr viele Amerikaner glauben, dass die US-Regierung an den Attentaten auf das World Trade Center am 11. September 2001 Center beteiligt war. Der Unsinn ist wie ein Flächenbrand, der die Fakten zerstört. Also, was kann passieren? Uns könnte der Himmel auf den Kopf fallen – ausgelöst durch Chemtrails. Dann werden höchstens Menschen mit Aluhüten überleben … Die Frage lautet jedoch ohne Ironie: Wie reagieren wir auf Verschwörungstheoretiker? Die einzig richtige Reaktion auf den blühenden Blödsinn führte einst der Journalist David Frum vor, so die WELT. Als ihm nach einer Lesung ein „truther“ mit seinen wirren Theorien kam, sagte er nur: „Richten Sie Ihrem Arzt aus, er soll die Dosis Ihrer Medikamente erhöhen.“