Von Boyan, Felix und Malala
Vorbild sein ist keine Frage des Alters, sondern von Idee und Haltung
Denkt man an klassische Vorbilder fallen einem Namen wie Dalai Lama, Mutter Teresa oder Nelson Mandela ein. Alles Persönlichkeiten, die ihren Hochpunkt in einem betagten Alter erlebt haben. Doch wie sieht es mit einer anderen Generation aus? Können junge Menschen nicht auch verändern, revolutionieren, Vorbild sein?
Können sie. Und wie. Menschen, die im Alter von uns RAVOLUTIONÄREN schon vor UN-Konferenzen oder dem EU-Parlament Reden hielten und den Friedensnobelpreis erhielten. Dabei haben diese Menschen meist keine besondere gesellschaftliche Stellung und verfügen über kein großes Startkapital. Stattdessen verbindet sie alle eins: sie haben ein Ideal und brennen dafür. Sie sind Querdenker, haben Visionen von einer besseren Welt und streben danach. Eigentlich ganz normale Jugendliche. Dennoch lässt sie das von der breiten Masse abheben. Doch wer sind diese Jungvorbilder und was treibt sie an?
Für den Niederländer Boyan Slat ist es Müll. Allerdings nicht der Biomüll, den wir einmal die Woche in die Tonne bringen. Eher der Plastikmüll mit seinem ganz speziellen Endlager: dem Meer. Durch unseren exzessiven Plastikverbrauch ist beispielsweise im Nordpazifik eine riesige Müllhalde entstanden – dem Great Pacific Garbage Patch. Er ist nach verschiedenen Einschätzungen entweder doppelt so groß wie Deutschland oder doppelt so groß wie die USA. Die Ungenauigkeit wird dadurch verursacht, dass der Plastikmüll nicht direkt an der Oberfläche schwimmt, was genaue Berechnungen schwer macht. Die Plastikteile zersetzen sich zu Mikropartikeln und werden von Meeresbewohnern gefressen. Somit landet das Plastik auf Umwegen in unseren Mägen, wenn wir beispielsweise Fisch verzehren.
Herkömmliche Aufräumarbeiten dieser unbeschreiblichen Umweltverschmutzung würden Studien zufolge bis zu 80.000 Jahre dauern. Doch Boyan Slat hat es geschafft, vollkommen aus dem konservativen Denkmuster auszubrechen. Mit 18 Jahren präsentierte er seine Idee auf einem Tedx Talk in Delft, die so einfach wie revolutionär ist. Anstatt dem Müll mit riesigen Fischernetzen hinterher zu jagen, war seine Überlegung den Müll einfach zu sich kommen zu lassen. Denn der Müll strömt durch den sogenannten Nordpazifikwirbel und ist dadurch gefangen. Mit riesigen Schwimmbarrieren soll der Müll aufgefangen und an feststehenden Stationen gesammelt werden. Dadurch soll innerhalb von zehn Jahren die Hälfte des Garbage Patchs aufgesammelt werden. Durch den Verkauf des Mülls würde sich ein positiver Umsatz ergeben. Kurz gesagt: Die Aufräumarbeiten wären profitabel. Mit dem von Slat gegründeten Unternehmen „The Ocean Cleanup“ startet er bereits dieses Jahr mit den ersten Aufräumarbeiten. Somit räumt Boyan Slat mit einem kleinen Team eine Müllhalde auf, die als unaufräumbar galt.
Aber auch hier in Deutschland findet man Jungrevolutionäre. Einer der bekanntesten ist Felix Finkbeiner. Durch ein Klassenreferat im Jahr 2007 hat sich der damals 9-jährige zum Ziel gesetzt, gegen den Klimawandel aktiv vorzugehen. Er gründete die Schülerinitiative „Plant-for-the-Planet“ mit der Idee, dass Kinder in jedem Land eine Million Bäume pflanzen. Der Impuls fußte wortwörtlich auf fruchtbarem Boden, wodurch innerhalb von einem Jahr in ganz Deutschland 150.000 Bäume gepflanzt wurden. Durch eine Rede vor der UN-Klimakonferenz 2011 erreichte Finkbeiners Bewegung eine neue Dimension.
In den folgenden Jahren schlossen sich immer mehr Länder dem Projekt an. Bis heute beteiligen sich Kinder aus 93 Ländern. Selbsterklärtes Ziel ist eine Milliarde Bäume zu pflanzen, von denen nach eigenen Angaben über 15 Milliarden gepflanzt sind. Darüber hinaus erhielt die Initiative unzählige Preise für ihren Kampf gegen die Klima-Erwärmung. Der inzwischen 20-jährige Finkbeiner selbst wurde vor Kurzem mit der Verdienstmedaille des Bundesverdienstkreuzes vom Bundespräsidenten ausgezeichnet. Er hat es somit geschafft, als 9-jähriger aus einem einfachen Klassenreferat eine weltweite Bewegung für mehr Klimaschutz zu starten und erlebt einen Erfolg nach dem anderen.
Das bekannteste Vorbild im jugendlichen Alter ist ohne Zweifel Malala. Malala Yousafzai ist eine Kinderrechtsaktivistin aus Pakistan und hat gelinde gesagt eine ereignisreiche Jugend. In ihrem Heimatland setzte sie sich schon früh für mehr Gleichberechtigung ein. Konkret forderte sie die Möglichkeit für Mädchen auf eine schulische Bildung. Statt für ihren Einsatz Erfolge zu erreichen, wurde sie im Oktober 2012 mit 15 Jahren von einem Taliban-Attentäter niedergeschossen. Dabei wurde sie am Kopf und Hals schwer verletzt und musste in einem Militärkrankenhaus notoperiert werden. Sie wurde später nach Birmingham verlegt, wo normalerweise nur britische Soldaten behandelt werden. Durch die mediale Aufmerksamkeit wurde Malala schnell weltberühmt. Das Magazin „Time“ kürte sie nach Obama zur zweitwichtigsten Person 2012.
Nachdem Malala aus dem Krankenhaus entlassen wurde, nominierte man sie für den Friedensnobelpreis in Oslo. Im Oktober 2014 wurde ihr daraufhin der Preis zuerkannt. Sie ist somit die jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Nobelpreises und mit Abstand die jüngste des Friedensnobelpreises. Inzwischen fungiert sie als Friedensbotschafterin der UN. Malala ist somit eine Person beispielsloser Hingabe für ihre Hoffnung auf Gleichberechtigung. Sie ist für ihren Traum beinahe gestorben und hat nun noch viel mehr Möglichkeiten, ihre Wünsche zu umzusetzen. Malala gehört somit zu den wichtigsten Persönlichkeiten unserer Zeit – und das mit aktuell gerade einmal 19 Jahren. Ein großes Vorbild ihrer Generation für alle Generationen