Vernunft als Basis von allem
Gedanken über Eudaimonia beim Menschen
“Jede Kunst und jede Lehre, ebenso jede Handlung und jeder Entschluss scheint ein Gutes zu erstreben. Darum hat man mit Recht das Gute als dasjenige bezeichnet, wonach alles strebt” – Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 v.Chr.- 322 v.Chr.
Bildung. Weshalb bilde ich mich weiter? Weshalb besuche ich eine Schule? Was ist das Ziel der Bildung? Weshalb lerne ich? Was will ich dadurch erreichen?
Aristoteles würde behaupten, um Eudaimonia zu erlangen. Eudaimonia, auch unter dem Begriff der Glückseligkeit bekannt, ist das oberste Handlungsziel. Alles scheint darauf hinauszulaufen, wie Aristoteles in seinem zweiten Buch der Nikomachischen Ethik verlauten lässt. Jede Kunst, jede Lehre, jede Handlung und jedes Gut hat ein Ziel. Diese Güter und Handlungen haben laut Aristoteles eine Rangfolge – eine Hierarchie – da jedes Gut und jede Handlung die Voraussetzung und die Grundlage für ein darüber liegendes Gut und eine darüber liegende Handlung hat.
Nehmen wir eine Handlung zum Beispiel. Man lernt, um ein Examen zu bestehen. Eine gute Note oder Bewertung wäre das Ziel dieser Handlung. Das Ziel dieser Noten im Gesamten könnte sich in Form eines Abiturs auszeichnen. Das Abitur ist wie eine Eintrittskarte für das Studium oder für eine Ausbildung. Das ist sein Ziel. Des Weiteren studiert ein jeder oder macht eine Ausbildung, um Qualifikationen zu erlangen. Die Qualifikationen sind das Ziel eines Studiums oder der Ausbildung. Das Ziel dieser Qualifikationen ist es, durch sie einen Arbeitsplatz zu erlangen. Das letztere dieser Ziele wird also nur um der des ersten Willens verfolgt. Aristoteles behauptet demnach, dass diese Kette von Handlungen irgendwann ein Ende haben muss. Ein oberstes Handlungsziel. Darin sieht Aristoteles die Eudaimonia.
Die Glückseligkeit hat zwei Perspektiven. Zum einen sehen viele die Eudaimonia als etwas Greifbares, etwas Sichtbares an, wie die Lust, der Reichtum, die Ehre oder der Erfolg. Sie sehen den Erfolg als das an, was man durch die Eudaimonia erreichen kann. Zum anderen ist die Glückseligkeit für den Kranken die Gesundheit und für den Notleidenden der Reichtum.
Wie wird Eudaimonia erreicht? Die Antwort ist auf das sogenannte Ergon Argument zurückzuführen. Aristotles versucht, das höchste Gut für den Menschen, nämlich die Glückseligkeit zu finden, indem er die Aufgabe des Menschen bestimmt. Was meint er damit?
Nun, jeder Teil des Körpers hat eine Funktion. Die Funktion des Auges ist es, dem Menschen das Sehen zu ermöglichen, die des Fußes dem Menschen einen sicheren Stand zu verleihen und ihm das Gehen zu protegieren. Die Funktion der Leber ist es, beispielsweise Fette und Aminosäuren in ihren Zellen zu speichern. Somit hat jeder Teil des Körpers eine Funktion. Hat der Mensch als sein Ganzes auch eine spezifische Funktion? Somit kommt das Ergon ins Spiel. Ergon ist aus dem Altgriechischen und bedeutet die spezifische Funktion einer Sache.
Das Ergon eines Messers beispielsweise, ist das Schneiden. Das Ergon der Nase ist das Riechen. Was ist nun also die spezifische Funktion, das Ergon des Menschen? Um das herauszufinden, vergleicht Aristoteles den Menschen mit Pflanzen und Tieren, und sucht beim Menschen, was Pflanzen und Tiere nicht haben. Im Blick auf die Lebenserhaltung sind Pflanzen, Tiere und Menschen uneingeschränkt. Das kann dementsprechend nicht die spezifische Funktion des Menschen sein. Bei der Wahrnehmung werden die Pflanzen hier eingeschränkt, da sie eine andere Wahrnehmung wie Tiere und Menschen haben. Bleiben nur noch Tier und Mensch. Was ist die eine Funktion, die Menschen haben, Tier allerdings nicht. Die Vernunft – so zumindest Aristoteles. Tiere können keine Vernunft besitzen. Somit ist die spezielle Funktion, also das Ergon des Menschen, die Vernunft.
Des Weiteren behauptet Aristoteles, dass die Güte einer Sache, also wie gut eine Sache ist, davon abhängt, wie gut er seine spezielle Funktion erfüllt. Beispielsweise ist ein Messer gut, wenn es gut schneidet, und somit seine spezielle Funktion gut erfüllt. Durch Aristoteles wurde erkannt, dass die Funktion des Menschen, der Einsatz seiner Vernunft ist. Das ist sein Ergon. Infolgedessen hängt die Güte eines Menschen, also wie gut er sein Leben gestaltet, davon ab, wie gut er seine Vernunft einsetzt. Laut Aristoteles erreicht man also die Eudaimonia durch die Güte des Einsetzens seiner Vernunft.