“Sie sind nicht die Zukunft – Das sind wir!”
Einschreiben ans Weiße Haus in Washington – Brief an Donald Trump
Die Botschaft ist klar: Mister Trump, Sie entscheiden über die Zukunft – aber Sie nicht die Zukunft! Das sind wir! Mit einem Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten drücken Rastatter Jugendliche aus, was Sie von dem Weltmachtführer halten: “Ihr angekündigter Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen war ein Schlag für alle Menschen. Desaster! Failed!”
Zum Teil im Twitter-Stil von Trump, zum Teil mit harten Fakten in ausführlicheren Passagen lesen die jungen Menschen dem Staatsoberhaupt die Leviten: “Warum ignorieren Sie Fakten? Gehen wir es zusammen durch. Wir haben den Text an unseren kleinen Geschwistern in der Grundschule getestet. Die haben das verstanden.” Und dann folgen die Themen zu Treibhausgasen und Erderwärmung, zu Klimaschutzabkommen und Alternativen Energien.
Die Jugendlichen sind sauer. Das liest man im Brief, der in Deutsch abgefasst ist, von ihnen auf Englisch übersetzt und jetzt auch abgeschickt wurde. In der Waldorfschule Rastatt wurde sogar diskutiert, wie man die Botschaft abfasst, damit sie auch bei der Nummer 1 in den USA ankommt. Die Seite http://de.m.wikihow.com/Den-Präsidenten-der-USA-kontaktieren?amp=1 listet auf, welche Formalien notwendig sind. Sogar das Briefformat – anders als unser übliches A4 – wurde extra zusammengeschnitten. Trotz aller Empörung halten sich die Briefeschreiber an den empfohlenen Verhaltenskodex:
“Schreibe einen ehrlichen, aber respektvollen Brief, in dem du deine Gedanken deutlich und vernünftig ausführst. Das ist besonders wichtig, wenn du möchtest, dass dein Brief wirklich gelesen wird. Außer wenn du ein Faible für Männer in schwarzen Anzügen oder ungekennzeichnete Helikopter hast oder gern in den Lauf einer Pistole schaust, solltest du Drohungen tunlichst vermeiden — sowohl offensichtliche als auch versteckte.”
Trotzdem ist die Erklärung aus dem badischen Rastatt eindeutig: “Die Erderwärmung ist keine Erfindung der Chinesen. Sie ist messbar und hat katastrophale Auswirkungen. Wenn Ihnen die USA so wichtig sind, dann schauen Sie sich Louisiana an. Alle 43 Minuten verliert Ihr Bundesstaat Land in der Größe eines American-Football-Feldes. Das haben nicht die Chinesen geklaut.” Dann folgen Tipps, wie man auch im Umweltschutz “America first” werden könne.
Ob das nicht naiv sei, einen Brief an den US-Präsidenten zu schreiben, wollen Erwachsene von ihnen wissen. “Na und”, sagt die 18-jährige Jess: “Es hat ja kein Politiker geschafft, dass er das Klimaschutzabkommen nicht kündigt. Wir wollen nicht einfach zuschauen. Wir wollen es zumindest probieren.” Dass er zuhört. Dass er sieht, dass sich junge Menschen Gedanken machen. Dass er eine Enttäuschung für die Welt sei – aber immer noch einlenken könne.
“Sie könnten unser Vorbild sein!”, schreiben die Mitglieder der Jugendzeitung RAVOLUTION weiter: “Hat nicht einer Ihrer großen Vorgänger mal gesagt: Frage nicht, was Dein Land für dich tun kann, sondern frage, was Du für dein Land tun kannst. Wir sind noch weiter: Frage dich, was du für die Erde tun kannst! Das ist great, great, great! Es liegt in Ihren Händen, was unsere und folgende Generationen über Sie denken.”
Den vollständigen Brief – auf deutsch oder englisch – kann man hier nachlesen. Er wurde bereits beim Jugendgipfel in Rastatt Anfang Juli veröffentlicht. 36 haben unterschrieben. Ihre Unterschriften gehen mit auf die Reise nach Washington DC. Ob das Werk gelesen wird und ob es eine Reaktion gibt? Darauf sind die jungen Menschen gespannt: “Es gibt noch viel zu sagen. Sie können hier auch noch viel lesen. Oder Sie laden uns zu sich ins Weiße Haus ein.”
Und warum haben sie ihm nicht über sein Lieblingsmedium Twitter geschrieben? Weil für wirklich wichtige Botschaften und Inhalte einfach mehr Platz notwendig sei … Der Briefabschluss ist versöhnlich: “Greetings! Your German best buddies!Best Best! Best!”
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Foto: Jens Lingenau