Rastatt als Marmeladenglas – da bleibt was hängen
Diskussion über Bildung in Zeiten von Google
Wer ist der Goldene Mann auf dem Rastatter Schloss? Wie viele Stadtteile hat Rastatt? Und wie schreibt sich der Vorname von Oberbürgermeister Pütsch? Drei Fragen zu Rastatt. Muss man die Antworten kennen? Ist das notwendiges Wissen? Die Rastatter Jugendredaktion RAVOLUTION macht sich in Zeiten von Google und Fake News Gedanken über Bildung.
Die Diskussion in der Redaktion beginnt mit der Frage: Was ist Bildung eigentlich? Erste Antwort: Gebildet ist man, wenn man bei unterschiedlichen Themen mitreden kann. Wir diskutieren viel bei unseren wöchentlichen Redaktionssitzungen – und fragen uns: Ist Rastatt ein guter und wichtiger Bildungsstandort?
Wir schätzen besonders den Austausch. Das ermöglicht das Eintauchen in andere Perspektiven, das Erweitern des Horizontes durch Zuhören. Es geht bei Bildung nun mal auch darum, Themen von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Meine Sicht auf die Welt verändert sich, wenn mir Asylbewerber von ihrer Flucht erzählen, wenn ich von Freunden erfahre, wie es ist, ein Elternteil zu verlieren oder sich zu ritzen. Wichtig ist das Zuhören. Daraus ergibt sich dann das Wissen und daraus wiederum das (Mit)reden. Klar, niemand kann seine Hand in ein Marmeladenglas stecken, ohne dass etwas davon hängen bleibt. Rastatt ist also wie ein Marmeladenglas für uns.
Florie, 19, RAVOLUTIONÄRIN der ersten Stunde, hat letztes Jahr ihr Abitur an der Anne-Frank-Schule mit 1,0 abgeschlossen. Sie studiert jetzt in Heidelberg Jura.“Die Schulen in Rastatt und der Umgebung, nein, bundesweit, bedürfen großer Modernisierungen. An jeder Schule, an der ich bis jetzt war, war entweder die Sporthalle viel zu klein oder marode (es regnete teilweise in die Halle hinein), die Fachräume waren veraltet, insgesamt gab es viel zu wenige Räume und viel zu oft ist bei uns der Unterricht ausgefallen.“ Sie hat eine Botschaft für die Schüler und zitiert Richard David Precht: „Lernen ohne Genießen verhärmt, Genießen ohne Lernen verblödet.“ Dazu sagt sie: „Nehmt euch das zu Herzen, liebe Schüler. Probiert verschiedene Sachen aus, nur so werdet ihr herausfinden, was euch Spaß macht, was euch begeistert. Das heißt aber nicht, dass man jeden Tag Spaß und Freude am Studium, an der Ausbildung oder an der Arbeit haben muss. Zweifel gehören dazu, wichtig ist es nur, dass ihr eure Entscheidungen selbstständig fällt. Mit dem Strom schwimmen, muss nicht sein. Aber was sein muss, ist seinen eigenen individuellen Weg zu gehen. Welcher das ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.“
Übrigens: Wir wissen, dass das Vorbild vom Goldenen Mann der griechische Gott Zeus ist. Dass Rastatt neben der Kernstadt fünf Stadtteile hat. Und dass der OB seinen Vornamen ohne Bindestrich schreibt: Hans Jürgen. Bildung ist das aber noch nicht!