„Nicht so meins“ – oder doch?
Wie Politik auf junge Menschen wirkt und was besser laufen müsste
63% der 16- bis 25-Jährigen in Deutschland vertrauen der Politik wenig bis überhaupt nicht. Das ist das Ergebnis der Studie „Generation What“. Demnach haben nur 37 % wenig bis volles Vertrauen in die Politik. Die Ergebnisse überraschen nicht, schockierend sind sie trotzdem.
Liegt es an der Politik selbst oder an der generellen „Null Bock“-Einstellung der jungen Generation? Viele halten Politiker für korrupt. Ein Fünftel der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Politiker heute keine Macht mehr haben. Die gleiche Anzahl gibt an, auch ohne das Recht zu wählen, glücklich sein zu können. Müssen wir uns da über die sinkende Wahlbeteiligung wundern? 14% der Befragten engagieren sich aktiv in einer politischen Organisation, während sich fast ein Drittel gar nicht dafür interessiert und interessieren will.
Nach der Shell-Jugendstudie sei das politische Interesse junger Menschen jedoch gestiegen. Der Wunsch, Gesellschaft mitzugestalten und sich einzubringen, ist verstärkt vorhanden. Besonders die Flüchtlingskrise hat viele dazu bewegt, vermehrt zu helfen und sich ehrenamtlich einzubringen. Doch die Begeisterung für Debatten im Bundestag und das Interesse an Programmen der Parteien sinkt. Muss die Politik selbst verändert werden, um die Motivation zu politischem Engagement unter Jüngeren zu steigern?
Auch ich kann mich in den Studienergebnissen teils sehr gut wiederfinden. Helfen und mich engagieren, möchte ich – das steht für mich fest. Mich informieren ist wichtig, um mir selbst eine Meinung bilden zu können und ich diskutiere auch sehr gerne mit Freunden oder in der Schule. Im Endeffekt verändern Diskussionen aber nichts. Sie sind wichtig, um neue Perspektiven kennenzulernen und der richtigen Lösung näher zukommen. Doch am Ende geht es um den Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessen und um das Ergebnis. Ohne ein Ergebnis kann nichts verändert werden. Wenn stundenlange Debatten geführt werden und am Ende immer noch beide Seiten den anderen Standpunkt nicht verstehen wollen, frustriert mich das. Sei es aus Stolz, Überzeugung oder tatsächlichem Unverständnis. Besonders in Krisenzeiten halte ich es für wichtig, schnelle und durchdachte Entscheidungen zu fällen, die alle Blickwinkel berücksichtigen. Natürlich muss man für seine Werte einstehen, doch Kompromisse – und Politik besteht aus Kompromissen – fordern nun mal Einsicht und Opfer.
Für mich scheint die Politik manchmal zu menschenfremd. Die Politik soll dazu dienen, verschiedene Interessen zu vereinen und die bestmöglichen Lösungen zu finden, doch oft scheint sie mir eher wie ein Kampf um verschiedene Meinungen auf der Suche nach der einzig wahren Meinung. Doch es gibt nicht die EINE richtige Lösung, die EINE richtige Meinung, die EINE richtige Partei. Das Parlament ist dazu da, so viele Meinungen und Bevölkerungsteile wie möglich zu vertreten und einen Konsens zu finden. Der Diskurs ist wichtig, dem stimme ich zu. Doch das darauf folgende Handeln ist noch viel wichtiger – nicht nur für die Politiker, auch für die „einfachen“ Menschen, die etwas verändern und mitwirken wollen. Wer motiviert ist und den Wunsch hat, sich in der Gesellschaft, in der Politik oder sich sozial einzubringen, soll diesem nachgehen und Wege finden, für seine Überzeugungen einzustehen. Denn erst das Handeln verändert die Realität.