Nicht jeden Sack Reis kennen, der in China umfällt
Interview mit Kilian Bauer
Das Rezo-Video war vor allem für die CDU ein Desaster. Ein junger Mann, der per YouTube die Parteien zerpflückt. Aber für viele Jugendliche ist er ein Einstieg in Diskussionen über die Politik. Einer unserer Jüngsten ist Kilian Bauer, 15 Jahre. Er macht nächstes Jahr (Schuljahr 2019/2020) seinen Realschulabschluss auf der Maria-Gress-Schule in Iffezheim. Über einen gemeinsamen Freund kamen er mit unserer RAVOLUTIONÄRIN Sarah Fritz ins Gespräch. Thema: das Rezo-Video. Da lag es doch nahe, Kilian zu fragen, ob er mal zu einer Redaktionssitzung kommt. Wunderbar – jetzt ist er ein sehr engagierter RAVOLUTIONÄR.
Warum machst du bei der Zeitung mit?
Kilian Bauer: Früher hatte ich mich nie besonders für Politik und den Klimawandel interessiert, diese Sachen waren mir ehrlich gesagt, ziemlich egal. Aber dann fing ich an, mich dafür zu interessieren. Ich merkte beim Klimawandel, dass er DAS Problem unserer Zeit ist, und ich fing an, mich darüber zu informieren, was er für uns bedeuten könnte. Mir wurde klar, dass wir JETZT etwas tun müssen, um in einer halbwegs angenehmen Zukunft leben zu können. Zur Politik kann ich noch nicht mal sagen, wie und warum ich angefangen habe, mich dafür zu interessieren. In meinem Umfeld gibt es wenige, die sich für Politik interessieren, und es gibt fast niemandem, der sich der Gefahr des Klimawandels bewusst ist. Aber als ich durch Sarah Fritz zu RAVOLUTION kam, fand ich Leute, die sich auch dafür interessieren. Mir macht es ziemlich Spaß bei RAVOLUTION. Was wir machen, interessiert mich sehr, so dass es mich immer wieder freut, zur Redaktion zu kommen. Ich gehe gerne hin und ich versuche so gut es geht, meinen Teil dazu beizutragen.
Wie informierst du dich über News in der Welt und in deinem Umfeld?
Kilian Bauer: Ich lese Zeitung, schaue die Tagesschau, manchmal auch SWR Aktuell Baden-Württemberg, „heute“ beim ZDF und die Satiresendung „Heute-Show“, welche zu meinen Lieblingsserien zählt. Dann höre ich im Radio „SWR3. Manchmal schaue ich auch Nachrichtenclips bei YouTube und den YouTuber „MrWissen2go“, der manchmal aktuelle Themen aufgreift und sie sehr gut erklärt. Wenn ich mal was google, kommen mir zuerst News entgegen, die ich anklicke, wenn sie mich interessieren. Wenn ich das Badische Tagblatt lese, schaue ich es durch, ob was dabei ist, was mich interessiert. Meine Mutter, die die Zeitung immer vor mir liest, sagt mir auch manchmal, wenn ein Artikel dabei ist, von dem sie weiß, das er mich interessieren könnte. Manchmal finde ich auch von selbst was, was mich interessiert. Artikel, die mich besonders interessieren, schneide ich aus und behalte sie. Mittlerweile habe ich einen Ordner für so etwas.
Hat sich durch die Arbeit an unserer Zeitung etwas bei dir geändert? Zum Beispiel an deiner Wahrnehmung?
Kilian Bauer: Ob sich bei mir etwas geändert hat, kann ich nicht sagen, ich bin ja erst seit ungefähr drei Monaten dabei (Stand August 2019). Aber mir ist klarer geworden, dass es in der heutigen Zeit wichtig ist, auf dem neuesten Stand zu sein und sich immer gut zu informieren, um Informationen weiterzugeben. Was sich aber auf jeden Fall bei mir geändert hat: Ich versuche, mich über Themen mehr zu informieren und erst nachzudenken, bevor ich etwas sage.
Wie nimmst du die Medien wahr? In Deutschland und der Welt? Auch die Sozialen Medien
Welche Chancen und Risiken siehst du?
Kilian Bauer: Für mich ist das Internet kein Neuland mehr. Seit ich mit dem Internet in Berührung kam, habe ich immer mehr dazugelernt und immer mehr interessantes Material gefunden. Zum Beispiel Dokumentationen über Geschichte, was mich ja sehr interessiert. Das Internet hat genau wie meine Bücher, die ich lese, seinen Teil dazu beigetragen, dass ich Dinge viel besser verstehen kann. Das lässt mich auch nicht wieder los, was man als gut, aber auch als schlecht betrachten kann. Ich merke selber, dass ich manchmal einfach zu viel Zeit im Internet verbringe. Das ist Zeit, die ich auch in andere Dinge investieren könnte. Ich arbeite daran, diese Zeit zu reduzieren.
Manchmal kommt es mir so vor, als ob das Internet überläuft vor lauter Informationen. Ich betonte ja in der vorherigen Frage, dass es wichtig sei, immer auf dem neuesten Stand zu sein, aber man sollte auch nicht jeden Sack Reis kennen, der in China umfällt. Niemand darf das Internet unterschätzen, denn es ist riesig und schwer, den Überblick zu behalten. Man kann das Internet als Paradies auf Erden sehen, weil man dort fast, wenn nicht sogar alles finden kann, man kann es aber auch als Hölle sehen, denn: Man kann damit unendlich viel Zeit verschwenden, die man nicht wiederbekommt.
Außerdem gibt es viele, die sagen „von der ganzen Zeit im Internet verblödet man“. Einige sagen auch „das Internet sei blöd, böse und gefährlich“. Dies sind keine Expertenmeinungen, sondern zusammengefasste Aussagen, die ich von normalen Leuten höre. Ich bin der Meinung, dass man das Gute im Internet sehen sollte. Ich sage, dass das Internet eben nicht blöd und böse ist, es ist der Mensch, der blöde Sachen sucht und böse sowie gefährliche Sachen anrichtet. Ich lasse das Internet ganz einfach für mich spielen. Ich versuche das Internet als Informationsquelle zu nutzen, aus der ich etwas lernen kann. Auf YouTube schaue ich daher viele Dokumentationen, Filmtrailer, Wissens- und Fakten-, sowie Musikvideos an, aber auch manchmal Sachen, von denen man sagt, dass man davon verblödet.
Ich gebe zu, dass ich manchmal sowas anschaue und finde, dass man dazu stehen kann, was man so guckt. So bin ich auf Netflix unterwegs und schaue mir dort Sachen an. Oder ich bin oft genug auf Spotify und höre dort meine Musik. Das Internet sehe ich als Chance, um mich über Dinge zu informieren, die mich interessieren, aber auch als Risiko. Denn bist du einmal drin, kommst du nur schwer wieder raus. Es sind vor allem die Medien, in denen ich ein großes Risiko sehe. Deshalb sollte man sich lieber zweimal informieren, wenn man auf eine Info stößt. Auch wünsche ich mir, dass Medien mehr die Schönheit dieser Welt beleuchten und nicht nur mehrheitlich über Schlechtes berichten. Wir leben nicht nur in einer schlimmen Welt! Es ist natürlich wichtig, dass wir erfahren, wenn es Krieg, Terror, Hunger, den Klimawandel und grausame Regimes gibt, aber für mich ist die Welt ein schöner Ort.