Mit Herz, Hirn und Humor
Sprachunterricht für Flüchtlinge
Wie kann man Menschen, die nicht in Deutschland geboren wurden, unsere Sprache und Kultur näher bringen? Diese Frage stellen sich Mitglieder des Vereins „Junge Flüchtlinge Rastatt e.V.“ bei vielen Gelegenheiten und bieten verschiedene Kurse und Begegnungsmöglichkeiten für Asylsuchende an. Zum Beispiel jeden Freitagnachmittag. Ich gehöre dazu. Aber auch Florie – wir kennen uns von der Schule, im Verein haben wir noch Ute getroffen. Manchmal kommt auch Sandra mit. In einem Raum im Flüchtlingsheim „Merzeau“ machen wir „Deutschunterricht“. Obwohl das sehr trocken klingt, ist es das gar nicht. Denn es geht hierbei nicht um Grammatik und Hausaufgaben. Wir machen “Konversation”. Jede Woche ein anderes Thema. Oft tagesaktuell. In der Faschingszeit haben wir zum Beispiel über Witze gesprochen. Schließlich ist Humor ein Ausdruck und Teil der jeweiligen Kultur – man denke nur an den berühmten britischen Humor.
Auf der Suche nach typisch deutschen Witzen, haben wir viele Klischees gefunden. Am Ende des Unterrichts habe ich so viele Blondinenwitze auf einmal gehört wie nie zuvor. Ein Syrer versucht, einen Witz zu übersetzen. Die Übersetzung gelingt, die Pointe nicht. Wir sind verwirrt. Was ist hierbei lustig? Die Araber biegen sich vor Lachen. Wir sind ratlos. Schlussendlich lachen wir alle zusammen, weil wir den Witz auch nach dreimaligem Erzählen noch nicht verstehen. So kann Humor auch verbinden. Im gemeinsamen Lachen über uns selbst.
Ein anderes Mal lesen wir gemeinsam die Oster-Geschichte – auf Deutsch und auf Arabisch. Damit wir erklären können, welches Fest bei uns gefeiert wird. Ein Syrer verliest sich und entschuldigt sich: “Präteritum kann ich nicht so gut lesen.” Er ärgert sich, während wir erstaunt sind. Und begeistert. Wie viele Deutsche wissen denn, was das Präteritum überhaupt ist?
Am Karfreitag werden wir mit syrischem Ostergebäck versorgt. Duftender Hefeteig und Gewürze – lecker! Leider bedeutet das auch, dass unsere Syrer mit christlichem Glauben keine Zeit für den Unterricht haben. Sie müssen den Eltern in der Küche beim Backen helfen. Wir sind trotzdem froh. Das warme Gebäck macht wirklich glücklich. Das zeigt mal wieder: Sprache verbindet. Aber Essen auch!
Auf zum nächsten Unterricht… Und klar, wir suchen noch Unterstützer. Also, bitte melden.
Auf dem Foto sitzen wir übrigens im Rastatter Stadtpark und genießen beim Deutschsprechen die Sonne. Mal sind wir nur 6, mal kommen 14 Jugendliche zusammen.
Hier gibt es mehr Infos zu “Junge Flüchtlinge in Rastatt e.V.”