„Keine Meinung aufschwatzen lassen“
Interview mit Laurin Langeheine
Laurin ist unser Chef vom Dienst. Mit dem Überblick für die nächsten Ausgaben und die Abstimmung untereinander. Ein kluger Kopf mit Sinn für Ironie. Unser südlichstes Redaktionsmitglied – aus Bühl.
Warum machst du bei der Zeitung mit?
Laurin Langeheine: Eingeladen wurde ich mehr spontan als geplant von Jess im Juli 2017 bei einer politischen Diskussion. Weil ich mich schon immer gerne mit der Politik und dem Weltgeschehen auseinandergesetzt habe, stimmte ich zu. Man verbringt heutzutage viel zu viel Zeit in sozialen Netzwerken, Netflix usw. – mich eingeschlossen. Wobei der Meinungsaustausch zwischen Jugendlichen mehr oder weniger verloren geht. Bei RAVOLUTION hingegen sitzen viele Jugendliche und diskutieren, was mir sehr viel Spaß macht.
Wie informierst du dich über News in der Welt und in deinem Umfeld?
Laurin Langeheine: Ich achte darauf, möglichst viele Infos über das Weltgeschehen zu lesen. Das beginnt bei der Tageszeitung „Badisches Tagblatt“ sowie allerhand Apps wie „Spiegel online“, „SZ“ oder „The Guardian“. Außerdem wird in unserem Haushalt beinahe täglich die Tagesschau oder das heute journal geschaut. Am liebsten schaue ich allerdings die „heute show“, da all die trübsinnigen Nachrichten ordentlich durch den Kakao gezogen werden. Man bekommt dadurch mehr Distanz zu den Infos. Es lebt sich leichter, wenn man über Rechtspopulismus, Atomkriegsszenarien usw. auch mal lachen kann und nicht nur immer mit dem Schlechten konfrontiert wird.
Hat sich durch die Arbeit an unserer Zeitung etwas bei dir geändert? Zum Beispiel in deiner Wahrnehmung?
Laurin Langeheine: Trotz teilweise großer Meinungsverschiedenheiten auf politischer Ebene verstehen wir uns bei RAVOLUTION alle gut. Es überwiegt der Spaß an der Arbeit. Der eigene Standpunkt rückt in den Hintergrund. Ich habe gelernt, differenzierter mit der Meinung anderer umzugehen und Menschen nicht in eine Schublade zu werfen, nur weil sie hinter der ein oder anderen Partei stehen.
Wie nimmst du die Medien wahr? In Deutschland und der Welt? Auch die Sozialen Medien? Welche Chancen und Risiken siehst du?
Laurin Langeheine: Hinter jeder Ideologie steht ein Feindbild, gegen welches gewettert wird. In ganz Europa und vielen Teilen der Welt findet man inzwischen in den Parlamenten Vertreter von rechtsideologischer Gesinnung. In Europa ist vor allem das Feindbild der Flüchtlinge dominierend. Was allerdings scheinbar den „modernen“ Populismus über die ganze Welt verbindet, ist die Abneigung gegen die Medien. Es gibt wenige Begriffe, die so sehr polarisieren wie „Lügenpresse“ oder „Fake News“, was unglaublich schade ist. Nicht dass wir uns eine Meinung aufschwatzen lassen sollten. Der kritische Umgang mit Berichterstattung und der Darstellungsweisen von Informationen ist so wichtig wie nie zuvor. Nachrichten lassen sich heutzutage leichter durch das Internet verbreiten und manipulieren. Doch hat dieser kritische Umgang einen Punkt erreicht, der die Zukunft jedes einzelnen Menschen für die kommenden Jahrzehnte beeinflussen könnte. Die Menschen glauben nichts mehr. Viele hören auf, den vernünftigen Stimmen zu lauschen, sondern sind gefangen in ihrer eigenen Welt, lassen nur noch das zu sich durch, was sie hören wollen. Alles andere ist falsch und wird in die Schublade der Lügenpresse geworfen. Es muss sich etwas verändern. Ganz besonders die Medien sollten sich an die eigene Nase fassen und auf der Suche nach neuen Pfaden sein. Wir stehen somit an einem Scheideweg, wo noch nicht wirklich abzusehen ist, wohin uns die Reise führt.