„Presse als die Vierte Macht“
Interview mit Jessica Stolzenberger
,30. Mai 2017
Jessica ist das Paradebeispiel für einen jungen Menschen, der früh einen Berufswunsch hat: Sie will Journalistin werden! Perfekt für unser Projekt. Ein Interview mit sich selbst …
Weshalb schreibst du bei einer Zeitung mit?
Jessica Stolzenberger: Nun ja. Zunächst einmal weil ich es schon immer geliebt habe zu lesen und zu schreiben. Ich sitze im Matheunterricht und lese lieber ein Buch oder schreibe an einem Text. Das muss keine Geschichte sein, keine besondere Form haben; ich mag lediglich Worte und was sie bewirken können. Ich fühle mich wohl, wenn ich schreibe, Texte verfasse, es macht mir Spaß. Außerdem habe ich schon früh gemerkt, dass ich es liebe, zu recherchieren und darüber zu schreiben (ja, ich bin einer der Menschen, der freiwillig Deutschhausaufgaben macht – wenn sie interessant sind). Das alles und meine Überzeugung, dass die Welt an sich gut ist und an sich auch sein könnte, würden die Menschen nur die Wahrheit erfahren und nach ihr urteilen! Das hat dazu geführt, dass ich das hier gerade schreibe und bei RAVOLUTION mitmache.
Wie informierst du dich über News in der Welt und in deinem Umfeld?
Jessica Stolzenberger: Ich muss gestehen, viel über Satire und Kabarett. Ich schaue oft die Nachrichten im Ersten und lese Artikel in „The Guardian“, doch letzten Endes erfahre ich viel durch „Die Heute Show“, „Die Anstalt“, „Extra 3“ und „The Daily Show“ oder „The Late Night Show with Stephen Colbert“. Diese Videos inspirieren mich oft, das zu machen, was ich eben so gerne mache: zu recherchieren. Das führt dann teilweise dazu, dass ich mich exzessiv in den Weiten des Internets verliere und mit viel Wissen – sehr oft auch unnützes – wieder zurück auf die Couch finde.
Hat sich durch die Arbeit an unserer Zeitung etwas bei dir geändert? Zum Beispiel in deiner Wahrnehmung?
Jessica Stolzenberger: Ehrlich gesagt: Nein. Was aber auch daran liegt, dass wir noch am Anfang unserer Arbeit stehen und vor uns noch ein weiter Weg liegt, denke ich. Doch ich freue mich auf diesen Weg, weil ich – wir alle – vieles lernen werden. Für mich persönlich ist es eine Chance, auf die ich lange gewartet habe, und die ich ergreifen und nutzen werde.
Wie nimmst du die Medien wahr? In Deutschland und der Welt? Durch Soziale Medien? Welche Chancen und Risiken siehst du?
Jessica Stolzenberger: Ich denke, dass das Internet und die Möglichkeit, Informationen dermaßen rasant zu verbreiten, für die Medien zugleich eine Chance, aber auch eine Gefahr ist. Früher gab es Nachrichten nur im TV oder in den Zeitungen. Ergo wurden Informationen nur zu bestimmten Zeitpunkten und von bestimmten Gruppen bzw. Redaktionen an die Öffentlichkeit weitergegeben. Dadurch ist natürlich die Gefahr der Zensur höher, weil wenige Gruppen leichter kontrolliert werden können, doch andererseits wurden die Informationen nur von Fachleuten verbreitet, die überwiegend aus Überzeugung die Wahrheit darstellten. Nicht umsonst wird die Presse als die Vierte Macht in einer Demokratie und einem Rechtsstaat bezeichnet. Doch was ist, wenn ein System diese Vierte Macht nicht zulässt oder beeinflusst? Informationen gelängen nur spärlich an die Öffentlichkeit.
Das ist bei uns heute nicht der Fall. Durch das Internet und durch soziale Medien gelangen Informationen, Meinungen und Nachrichten an die Gesellschaft und das nicht nur auf das einzelne Land beschränkt, sondern global.
Unsere Welt vernetzt sich immer mehr und deshalb haben die Medien die Aufgabe, aus dieser Vielzahl an Informationen die relevanten Themen herauszufinden und darzustellen. Das ist eine immense Aufgabe. Vor allem weil Informationen und ihre Darstellungsweisen dazu genutzt werden können, Massen zu beeinflussen und in ihrer Meinungsbildung zu manipulieren. Stichwort Fake News. Unwahrheiten und Halb-Wahrheiten werden „seriös“ gestaltet und auf diversen Plattformen hochgeladen. Es ist zum Trend geworden, auf diese Weise augenscheinlich seriös die Meinungsbildung zu beeinflussen. Ich persönlich denke, dass die Medien dieser Gefahr mit harten Fakten-Checks und vernetzten Redaktionen begegnen müssen, um einfacher auf Falschmeldungen zu reagieren. Sie sollten sich keinesfalls auf das dasselbe Niveau herablassen, sondern den Stimmungsmachern im Netz mit kühlem Kopf und harten Fakten begegnen.