Höre mehr auf dein schlechtes Gewissen!
Ein Brief an dich und an mich: (k)eine Ode an die Hoffnung
Dies ist ein Brief an jeden, der sagt “Die Umwelt ist ja schon wichtig” und dann beim Discounter die “Bio-Salami“ kauft. Dies ist ein Brief an alle, die Fleisch vom Biomarkt kaufen – aber bei einer Grillparty ein halbes Kilo Nackensteaks vom Billiganbieter für 2,49 € mitbringen. Dies ist ein Brief für Menschen, die sich denken: „Ich trenne meinen Müll, dafür gönne ich es mir, einmal im Jahr in den Urlaub zu fliegen.” Dies ist ein Brief an dich und mich, wenn auch du manchmal etwas kaufst, mit schlechtem Gewissen, weil du es eigentlich besser weißt. So wie ich auch.
Die Erde brennt. In dem Moment, in dem ich diesen Satz schreibe, brennt der Regenwald in Brasilien. Gletscher schmelzen, Tierarten sterben aus, und Menschen leiden an Hunger und Durst. Sterben. Unser Schwarzwald trocknet aus. Stirbt. Korallenriffe verlieren ihre prächtigen Farben. Sterben. Ich möchte, dass du dir das einmal bewusst machst. Nimm dir einen Augenblick und fühle den Schmerz der Welt.
Fertig? Oder hast du es nicht getan? Schnell diesen Text weggeklickt, um nicht an das erinnert zu werden, was du durchaus weißt. Dass wir jeden Tag in den Medien mitbekommen. Wir wissen es. Aber dringt es auch in unser Bewusstsein, um wirklich etwas zu verändern? Unsere Einstellung. Unser Verhalten. Unsere Auswirkungen auf unsere Umwelt und die Welt?!
Dass unsere Erde brennt, und die Menschen, die jetzt gerade 30 Jahre oder jünger sind, in Zukunft vielleicht keine Erde mehr haben werden, wie wir sie jetzt kennen. Vielleicht? Ganz sicher, wenn es so weiter geht! Die Lage erscheint hoffnungslos – was kann ICH als einzelner dagegen tun? Egal – lieber weiterhin jeden Tag Fleisch essen, manchmal regelrecht fressen – man kann ja doch nichts ändern. Und das mag stimmen.
Schließlich kommen 70 % aller Treibhausgase von großen Firmen, über die – wie es scheint – niemand Macht hat. Außer vielleicht die Aktionäre, denen es nur um den Gewinn zu gehen scheint. Denken und Handeln bis zur nächsten Dividenden-Ausschüttung. Als ob nur der nächste Börsentag, das nächste Quartal oder der nächste Abschluss wichtig wären. Vorsicht vor der Gewinnwarnung. Ohne Vision, ohne Plan für die Zukunft. Mal eben die Software bei den Abgasen manipulieren. Direkter Peak bei den Absatzzahlen. Oder mal eben noch mehr Schlachtvieh in die Massentierproduktion zwängen. Schließlich wird es immer Menschen geben, die nicht weiter denken als über die eigene Nasenspitze hinaus. Denen die persönliche Bereicherung über allem steht.
Jetzt sollte ein „Aber“ kommen – eine Ode an die Hoffnung. An den Erfindunsgreichtum der Menschheit. Etwas, dass Dich besser fühlen lässt. Die Wahrheit ist jedoch: Ich habe kein Aber für dich. Nur die Bitte, die Aufforderung – im Namen meiner Generation. Oder von jedem in jedem Alter, dem es wichtig ist.
Versuche es wenigstens. Höre mehr auf dein schlechtes Gewissen. Mach dich unbeliebt, in dem du andere auf ihre Fehler hinweist. Sei nicht der Gastgeber, der unbegrenzt Fleisch zur Verfügung stellt. Sei ein Mensch, der später – egal was passieren wird – von sich sagen kann: Ich habe es versucht.