Herzlichkeit und Kopfschütteln
Unser erstes Schwerpunktthema: Integration
Wo fängt man an? Wo hört man auf? Bei der Planung unserer Online-Ausgabe hatten wir im Team schnell unser erstes Thema gefunden: “Integration”. Am liebsten hätten wir die Artikel mit jungen Flüchtlingen und Migranten zusammen geschrieben. Aber dafür war bei einigen die deutsche Sprache noch nicht ausreichend. Allerdings hatten wir einen Mitarbeiter schnell gefunden – auch dank eines gemeinsamen Kommunikationsmittels: nämlich von Bildern. Ahmed war in Syrien Fotograf, hat einen Asylantrag hier gestellt und für RAVOLUTION viele Bilder erstellt. Hier findet Ihr ein Portrait über ihn: https://ravolution.de/rastatt-als-fotomotiv/
Sezar Kabsoun kommt auch aus Syrien. Er ist ein fleißiger Schüler und hat uns zusammen mit seinem Bruder Elias viel über die Flucht und sein Leben erzählt. Kurz vor Ostern hatte er eine besondere Rolle: Der SWR berichtete über die Ostergeschichte in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Englisch und Französisch. Sezar hat die Geschichte sowohl in seiner Heimatsprache als auch auf Deutsch jungen Flüchtlingen vorgelesen und im Radio Interviews gegeben (Foto: mit Irene Merkel vom SWR). Sonntags geht er als Christ zusammen mit seiner Familie in den Evangelischen Gottesdienst. Ein tolles Beispiel für Integration.
Muzhgan ist ein 17-jähriges Mädchen aus Afghanistan. Ihre Geschichte hat unser Redaktionsteam besonders berührt. Weil sie Anfang des Jahres in Rastatt Verlobung feierte. Unvorstellbar für unsere gleichaltrigen Jung-Journalisten. Und auch weil sie eine unglaubliche Jugend und Flucht erlebt hat. Ihr Blick ist oft traurig. Und wir fragen uns: Kommt sie endlich zur Ruhe? Gelingt ihre Integration? Wie wird ihre Zukunft aussehen? Und auch: Ist sie glücklich als Jung-Verlobte?
Und dann waren wir in der Mevlana Moschee in Rastatt zu Gast. Bei den sehr netten Brüdern Sefa und Fatih Pusmaz. Die Moschee gehört zur Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), die in Baden-Württemberg vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich es verantworten kann, mit Lea und Fabian zum Interview dorthin zu gehen. Was würde uns dort erwarten? Schnell war klar: Wir sind herzlich willkommen und wurden sehr gastfreundlich empfangen. Die jungen Muslime werben für gegenseitiges Verständnis. In Deutschland geboren leben sie den Spagat zwischen ihrer Religion, ihrer Liebe zum Land ihrer Vorfahren und zu der modernen Demokratie in ihrem Wahlland Deutschland. Auch deshalb waren Lea und Fabian bei vielen Antworten sehr erstaunt. Wie kann man für Erdogans Referendum stimmen, wenn man gleichzeitig nicht in der Türkei leben will? Das Interview mit den Pusmaz’ ist schonungslos. Wir sind den beiden jungen Türken sehr dankbar für ihre Offenheit. Auch das ist Integration: Dialog als Chance.
Es wird viele weitere Begegnungen geben. Viele Gespräche, Fragen und Antworten. Auch manchmal Unverständnis und Kopfschütteln. Aber ohne Dialog wäre Integration von Anfang an zum Scheitern verurteilt. RAVOLUTION soll einen kleinen Beitrag für mehr Miteinander leisten.