Hass lässt sich nicht mit Hass bekämpfen
Die Auswirkungen von Terrorismus auf unser Leben
London – es ist die Stadt, die mich einst faszinierte, und es ist die Stadt, die schon immer meine erste Wahl für ein Auslandsstudium war. Doch seit meinem Besuch in England 2014 hat sich einiges verändert. England und explizit London galt für mich als Inbegriff der Freiheit und unbedingten Möglichkeiten. Es waren dort die Menschen mit ihrer offenen und herzlichen Art und deren Kultur, die mich verzauberte. Auch die internationale Anerkennung und die Möglichkeiten der Möglichkeiten. Nie hätte ich gedacht, meinen Enthusiasmus überdenken zu müssen. Doch seitdem besonders London in den Mittelpunkt des Terrors gerückt ist, stellt sich für mich die Frage, ob es eine gute Idee wäre, dorthin zu reisen. So beeinflusst und beeinträchtigt mich der Terrorismus. Kann ich das einfach so hinnehmen?
Menschen suchen sich den einfachsten Weg, wenn sie denken, nichts gegen den Terrorismus tun zu können. Viel zu oft kommt es zu Aussagen der Intoleranz, Abschottung und des Egoismus. Kann das wirklich im Interesse und der Sicherheit Aller sein, sich abzugrenzen und Politiker für die Anzahl an terroristischen Anschlägen verantwortlich zu machen? Ist nationaler Fundamentalismus, Angst und Hass der richtige Weg?
Einerseits werden wir fast tagtäglich mit Tod und Katastrophen konfrontiert. Ob im Fernsehen, im Radio oder im Internet. Es ist unmöglich, dabei keine Angst um sich oder seine Familie und Freunde zu haben. Aber genau das ist das Ziel der Terroristen: die Angst. Ihr Ziel ist es, uns von Events oder Besuchen in Großstädte abzuhalten, uns unserer Freiheit zu berauben. Am Ende jedoch, liegt es ganz an uns selbst, dagegen anzukämpfen.
Andererseits ist bereits eine Desensibilisierung gegenüber Terroranschlägen bemerkbar. „Terror verbreitet Angst und Schrecken, allerdings nicht besonders lange“, so heißt es in der Wochenzeitung „Die Zeit“ (vom 8. Juni 2017). Vor allem in den Sozialen Medien lässt die Solidarität gegenüber den Opfern von Terroranschlägen nach. So hat im Januar 2015 noch gefühlt jeder den Spruch „Je suis Charlie“ geteilt, während beispielsweise der Anschlag in Manchester kaum Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien erlangte. Haben wir uns etwa schon an den Terror gewöhnt? Wir als Bürger möglicherweise schon, die Politiker aber nicht.
Der Staat ist dafür verantwortlich, den Bürgern Sicherheit zu gewähren. Doch da gelangen wir wieder an den springenden Punkt: Wie viel Freiheit möchten wir für wie viel Sicherheit aufgeben? Das richtige Gleichgewicht ist sowohl in der Politik als auch bei privaten Entscheidungen schwer zu halten. Jeder muss für sich selbst einen Kompromiss finden. Das Entscheidende hierbei ist aber nicht das „Was“, sondern das „Wie“. Es kommt darauf an, wie wir unseren Kompromiss umsetzen. Ganz egal ob für uns die Freiheit oder die Sicherheit an erster Stelle steht. Es ist es nicht damit getan, sich zu Hause einzuschließen, in Angst und Furcht zu ersticken und niemanden mehr hinein zu lassen. Es kann nur durch die Gemeinschaft funktionieren. Gemeinsam gibt man sich Sicherheit. Gemeinsam gibt man sich Schutz und Geborgenheit. Politik kann hierbei nur die Rahmenbedingungen liefern.
Wir müssen die Angst als Verbindung zueinander und nicht als Werkzeug des Terrorismus sehen. Ob Deutscher, Franzose, Afghane oder Engländer – es sind alles Menschen mit Angst. Jetzt ist nicht die Zeit der Unterscheidung und Trennung zwischen Nationalitäten oder Religionen, es ist die Zeit des internationalen Zusammenhaltens. Wenn wir einander helfen, und Länder zu einem Planeten werden, sind wir stark. Sobald wir uns von der Angst nicht einschränken lassen und das tun, was wir für richtig erachten, indem wir ein Konzert besuchen oder zu Hause einen Grillabend mit Freunden organisieren, sind wir wieder Menschen und kein Opfer des Terrorismus.
Die Botschaft ist deutlich: Hass lässt sich nicht mit Hass bekämpfen. Jeder kann seinen Beitrag leisten und für seine Rechte des freien Menschen aufstehen, sich engagieren und etwas in der Welt verändern. Angst schüren ist einfach, Toleranz und Solidarität zeigen ist richtig.