Eine bessere Version meiner selbst
Was ein Vorbild bewirken sollte – und was nicht
Deine einzige Konkurrenz sollte dein Spiegelbild sein, heißt es immer wieder. Werde die beste Version deiner selbst. Aber warum gilt es dann nicht, wenn ich sage: Mein Vorbild ist eine bessere Version meiner selbst? Ein Bild, das ich von mir habe und nach dem ich strebe.
Viele nennen Schauspieler, Politiker oder Sänger, wenn man sie nach ihren Vorbildern fragt. Wenn mich jemand fragt, sage ich jedoch immer, ich hätte kein Vorbild. Das ist so jedoch falsch, denn ich habe ein Vorbild, nur lässt sich dieses nicht durch eine einzige Person verbildlichen. Natürlich habe ich Vorbilder. Vorbilder in Zielen, Wünschen, Träumen. Müsste ich mir ein Vorbild ausdenken, so würde ich eine Version meiner selbst beschreiben, wie ich sie mir in einem gewissen Zeitraum wünsche. Eine Version meiner selbst, auf die ich hinarbeiten möchte.
Es gibt viele dieser Versionen meiner selbst, zeitlich eingeteilt in mein Vorbild für in 2 Monaten, in einem halben Jahr, in einem Jahr, in zehn Jahren. Und es umfasst alle Aspekte, in denen ich mich weiterentwickeln möchte. Also fast alles. Disziplin, meine Art, mit anderen Menschen umzugehen, Schlaf, Freundlichkeit, Selbstbewusstsein, Pünktlichkeit, umweltbewusstes Verhalten …
So gibt es keine existierende Person, die ich anstrebe, zu sein, sondern ein Bild meiner selbst, das ich in meinem Kopf habe und mit dem ich mein jetziges Verhalten immer wieder abgleiche, um mein Handeln im Jetzt auf diese bessere Version auszurichten.
Natürlich spielen hierbei bestimmte Menschen eine relevante Rolle: Menschen, die mir zeigen, wo ich mich noch weiterentwickeln kann, Menschen, die mir zeigen, wie etwas noch besser geht und Menschen, die für mich in Teilaspekten Vorbilder sind. Wenn man so will, nehme ich mir an 10 oder 20 Personen ein Vorbild, da ich bestimmte Charakterzüge oder Verhaltensweisen an ihnen bewundere und diese in mein Bild meines zu erreichenden Zukunfts-Ichs integriere.
Gleichzeitig schaue ich jedoch auch, wo das, was ich an anderen bewundere, schon in mir steckt, und wann ich diese bewunderte Eigenschaft oder Fähigkeit selbst schon mal gut genutzt habe. Dadurch erkenne ich, dass ich in dem jeweiligen Bereich selbst schon einmal eine bessere Version meiner selbst war und, dass ich diese jederzeit wieder werden kann. So wird das Bild einer besseren Version meiner selbst ergänzt durch Momente, in denen ich schon besser war, als ich es gerade bin.
Ich kritisiere es nicht, wenn Menschen sich ein bestimmtes einziges Vorbild nehmen und danach streben, doch ich finde, man sollte nie versuchen, eine andere Person zu werden, sondern sich nur bestimmte Dinge bewusst aussuchen, nach denen man strebt. Wenn man eine Person bewundert, sollte man sich bewusst machen, was genau man an ihr bewundert und dann selbst sehen, wie man in diesen Aspekten so werden kann. Sodass man nicht zu einer versuchten Kopie des anderen, sondern zu einer besseren Version seiner selbst wird, orientiert am Anderen.
Wichtig ist immer, dass man ein klares Ziel hat. Sei dies eine Person, der man nachstrebt, gleichzukommen oder ein Bild des eigenen Ichs, das man zur Realität werden lassen möchte. Auf beiden Wegen wird man zu einer besseren Version seiner selbst.