„Augen und Ohren offenhalten“
Interview mit Paul Schneider
Seit Paul Schneider Mitglied unserer Jugendzeitung ist, brauchen wir klare Regeln. Zum Beispiel Zuhören und dabei Schweigen. Paul ist unser Unruheherd. Genau das, was jeden kreativen Prozess befeuert. Wir lernen voneinander. Gegenseitiges zuhören und befruchten. Ein Interview mit sich selbst …
Warum machst du bei der Zeitung mit?
Paul Schneider: Ich würde behaupten, weil Glück und Timing stimmt. Nach der Abiturphase wollte ich gerade wieder anfangen, mehr Zeit ins Schreiben zu investieren. Ich hatte immenses Interesse, dieses von einer rein persönlichen Ebene zu lösen. In naher Zukunft, während meines naturwissenschaftlichen Studiums, sollte ein Engagement in einer Zeitung mir ermöglichen mein Hobby zu bewahren und Erfahrungen in einem neuen Kontext zu sammeln. Mein Interesse an Sprache, Medien und Journalismus beeinflusst viele Überlegungen für die Zukunft. Als Florie mir dann von dieser Zeitung erzählte und mich einlud, kam mir das mehr als gelegen! Ich hoffe, ich kann hier einiges lernen und freue mich über angeregte Diskussionen und etwas Ernsthaftigkeit beim Schreiben.
Wie informierst du dich über News in der Welt und in deinem Umfeld?
Paul Schneider: Momentan hauptsächlich und konsequent über eine englischsprachige App der Agentur „Associated Press“. Nach Lust, Laune und dem Zufallsprinzip schaue ich mir Nachrichten, Dokumentationen, Reportagen oder sogar mal Bundestagsanhörungen an, sowohl im Fernsehen als auch im Netz. Eine Wochenzeitung konnte ich bis jetzt leider nicht in mein Leben integrieren, was sich aber im Studium ergeben sollte. Trotzdem möchte ich der „AP“ treu bleiben, wenn es um Kurznachrichten zum aktuellen Geschehen geht. Zum Einen, um nicht nur auf eine Quelle zu vertrauen, und zum Anderen, weil sie meiner Meinung nach nüchtern berichten und wenig werten, was besonders wertvoll ist bei internationalen Konflikten. Bei einer Wochenzeitung hätte ich Interesse an der „Zeit“ und „The Independent“. Ordentliche Berichterstattung ist mir wichtig! Dass man mal Tage ohne viele Nachrichten verbringt, soll in meinem Alter vorkommen. In dem Fall bekomme ich Neues auch mal beiläufig von Freunden und Familie berichtet. Regionale Nachrichten aber erfahre ich fast ausschließlich von meiner Mutter.
Hat sich durch die Arbeit an unserer Zeitung etwas bei dir geändert? Zum Beispiel in deiner Wahrnehmung?
Paul Schneider: Da ich mich der Truppe just in diesen Tagen erst angeschlossen habe, halte ich das für unwahrscheinlich. Ich fühle allerdings jetzt schon steigende Bereitschaft, gewissen Interessen mehr Gewicht zuzugestehen. Also ja, vielleicht hat sie bereits meine Selbstwahrnehmung verändert. Zusätzlich durfte ich jetzt schon eine Menge Interessantes hören und lernen. Ich bin gespannt!
Wie nimmst du die Medien wahr? In Deutschland und der Welt? Auch die Sozialen Medien? Welche Chancen und Risiken siehst du?
Paul Schneider: „Lügenpresse“ und „Fake News“, öfter hat man das Gefühl alle Arten an Medien stünden zurzeit unter Beschuss. Nur kommt es mir manchmal so vor, als fehlte vor allem der Beschluss großer Gesellschaftsteile hinzusehen. Die Medien sind im Wandel. Sowohl Print-Medien als auch TV verlieren in der jüngeren Generation an Bedeutung, das Internet bietet Informationen im Überfluss, aber mindestens ebenso viel Ablenkung.
Leider sind keine Nachrichten hundertprozentig objektiv. Doch ich finde, wir haben in Deutschland eine unglaubliche Vielfalt und deshalb vielleicht einen der besten Zugänge zu Informationen über klassische Medien weltweit! Eine „Lügenpresse“ kann ich bei den so genannten, eventuell gar nicht vorhandenen „Leitmedien“, nicht erkennen. Es werden unterschiedliche Meinungen dargestellt und guter Journalismus geleistet. Doch auch Probleme sind nicht zu leugnen! Die Finanzierung wird immer schwieriger, die Ressourcen pro Artikel dadurch immer knapper und die Qualität vielleicht ein wenig schlechter. Wer jedoch nur die „Bild-Zeitung“ oder andere Zeitungen des Axel Springer Verlags liest, Nachrichten privater Fernsehsender schaut oder gleich gar keine Nachrichten an sich heranlässt, hat sich meiner Meinung nach seine Möglichkeiten selbst verbaut. Eine traurige Wahrheit ist aber auch, dass einseitige Medien sich schlichtweg besser verkaufen.
Kritikpunkte wären Wortwahl und Fokus, welche maßgeblich mitbestimmen, wie wir die Welt durch die Berichterstattung wahrnehmen. Besonders mit Blick auf die Ukraine, Syrien und die „Flüchtlingskrise“ sind selbst in der Tagesschau Worte – meiner Meinung nach – zu klar meinungsbildend statt nur berichtend geworden. Andere Probleme sind oft ganz weggefallen, was jedoch streng genommen nicht zu verhindern ist. Es ist allerdings anzumerken, dass sowohl in der ARD als auch beim ZDF selbst bereits Alternativen zu finden waren und auch sehr aufweckende Reportagen und Sendungen produziert wurden. Diese Art der Berichterstattung wäre in vielen anderen Ländern schier undenkbar. Propaganda ist zu oft der fast unumgängliche Standard. Die Folgen daraus sind verheerend!
Das größte Problem sehe ich persönlich darin, dass Menschen Schwierigkeiten haben, die Qualitätsunterschiede zu erkennen und Medien kritisch zu betrachten. Dieses Problem wird potenziert, wenn man das Internet begutachtet. Hier können sich Gruppen ganz abschotten und innerhalb des Tellerrands ihr eigenes Süppchen kochen, welches ohne Vergleich auch stets bekömmlich bleibt. Ebenso kann das Netz natürlich die positiven Effekte bekräftigen. Unzählige Alternativen, der internationale Vergleich und eine größere Offenheit des Marktes klingen im selben Maße nach einem Gewinn für die Menschheit. Konsequenzen bleiben abzuwarten und Augen und Ohren offenzuhalten!
Ich denke, wenn man versucht, sich in andere Zeiten und Länder zu versetzen, dann wird einem schnell bewusst, welch ein Privileg und Glück wir hier haben, und welche Bedeutung und Einflüsse man der Meinungsfreiheit und freien Medien zuschreiben kann. Wir müssen nur lernen, sie zu nutzen! Ich werde mein Bestes geben und hoffe, die Arbeit an dieser Zeitung kann mir und Anderen dabei helfen.