Abtauchen in eine Scheinwelt
Cosplays verführen zu Rollenspielen – und zur Manipulation
Immer mehr Menschen nehmen in ihrer Freizeit andere Identitäten an. Sie fühlen sich zu Cosplays und Schauspiel hingezogen. Sie kleiden sich wie Comic- oder Mangafiguren, sie spielen Plots nach und treffen sich zu Events, in teils kostspieligen Kostümierungen. Dahinter stecken erfundene Identifikationsfiguren, von denen sie sich inspirieren lassen. Sie wollen so sein wie sie: abenteuerlustig, heldenhaft, phantasievoll, schräg, mal schön, mal hässlich. Die Darstellung kann sehr detailreich und bis ins Kleinste durchgeplant sein, aber auch nur als Orientierung an der Originalfigur dienen.
Oft geht es einem auch im Theater so, dass man inspiriert und verändert rauskommt. Doch welchen Sinn und Zweck haben Cosplays? Hier geht es nicht darum, sich zu verändern, weil man ein Stück der Kultur darstellen möchte, sondern es geht vor allem um Selbstdarstellung. Warum begibt man sich in ein Cosplay-Kostüm? Warum stellt man sich selbst als etwas dar, was jeglichen Bezug zur Realität verloren hat?
Die Darstellungen, die bei Cosplays angestrebt werden, sind Personen aus japanischen Animes oder Mangas. Sind das also die Idole unseres Jahrhunderts? Haben wir keine realen Idole mehr? Diese Fantasiewelt ist oft sehr künstlich, sehr stereotypisierend, z.b. werden Männer oft mit Muskeln und Frauen mit Modellmaßen in knappen Kleidchen dargestellt. Alles Figuren, als würden sie der Traumwelt eines pubertierenden Jungen entspringen.
Auf der Seite elbenwald.de schreibt der Shop über Cosplays: „Cosplay, das ist mehr als ein Kostüm zu tragen. Cosplay ist jemand anderes zu sein durch Verkleidung, Make-Up und Verhalten“. Vielleicht ist das eine Realitätsflucht, weil junge Menschen keine Vorbilder mehr in dieser Zeit sehen? Was sie immer weiter in eine Identitätskrise stürzt. Sie bilden ihre Identität 2.0. Ihre ganz eigene Welt mit ihren ganz eigenen Regeln, in der sie selbst die Helden sind. Vielleicht erfreuen sich gerade deshalb Online-Rollen- und Computerspiele und eben Cosplays so großer Beliebtheit: Man kann jemand anderes in einer selbstinszenierten Traumwelt sein, als in diesem oftmals verhassten Dasein.
Ich sehe diesen Trend als gefährlich an. Sich nicht mehr mit der Realität auseinander setzen. In der Scheinwelt manipulierbar zu sein, von allen, die mir etwas aufschwätzen wollen, in dem sie Produkte, Ideen und Ideologien verkaufen. Wir müssen die Gegebenheiten der Welt, in der wir leben, annehmen, begreifen, mitbestimmen, auch mal dagegen halten. Und aushalten! Hey Menschen in der realen Welt, seid selbst bestimmt im Hier und Jetzt! Oder soll dieser Trend fortgesetzt werden? Dann werden wir zu unseren eigenen Robotern, Avataren und Figuren künstlich aufgesetzter und fremd bestimmter Intelligenz!