Wir sollten zur Eheberatung gehen
Liebesbrief Nr. 3: Ich tue zu wenig für unsere Liebe. Zu wenig, dass es richtig kribbelt
Liebe Demokratie,
wären wir verheiratet, sollten wir zur Eheberatung gehen. Uns fehlt das gewisse Etwas. Wir haben uns sehr aneinander gewöhnt. Da macht sich Lustlosigkeit breit. Ich schlafe neben dir ein und wache mit dir auf. Prickelnd ist das nicht. Da braucht es mehr.
Okay, wie das so ist: Ich trage Mitschuld an dieser Gewohnheit. Ich tue zu wenig für unsere Liebe. Zu wenig, dass es richtig kribbelt. Wenn ich Nachrichten schaue, meckere ich vor mich hin. Längst hätte es mir auffallen müssen, dass es dir nicht gut geht.
Du wirst gemobbt. Du bekommst Shitstorms. Dir sagt man Schlechtes nach. Als deine Partnerin hätte ich dir längst mehr beistehen müssen. Laut sagen, dass du toll, wichtig und nicht ersetzbar bist. Je mehr ich nachdenke, umso klarer wird mir: Ich brauche dich. Ich liebe dich. Meine geliebte und geschätzte Demokratie.
Ich sollte dir das viel öfter sagen. Und zeigen. Und es sollte mir auch nicht peinlich sein, das vor anderen zu tun. Ach was, wir brauchen keine Eheberatung. Ich stelle mich laut auf den Rastatter Marktplatz! Falls du, liebste Demokratie, mich nicht leid bist, sage ich klar und deutlich: Ja, ich will! Das ist mein Wahlversprechen!
Deine dich liebende Bürgerin
Bis dass der Tod uns scheidet!