Politik entscheidet über unser Leben
"Ehe für Alle": Deutschland feiert das neue Recht

Seit 2001 dürfen homosexuelle Paare in Deutschland ihre Lebenspartnerschaft offiziell gesetzlich eintragen lassen. So haben sie viele Rechte mit heterosexuellen Eheleuten gemeinsam, aber sie dürfen zum Beispiel nicht adoptieren. Auch eine wirkliche Hochzeit im Standesamt war damit noch nicht möglich. Doch genau die Gleichstellung war eine große Forderung von Verbänden, aber auch von Parteien wie der SPD, den Grünen und der FDP. Plötzlich kam nach jahrelanger Diskussion Bewegung in den Politikbetrieb.
Kanzlerin Angela Merkel hatte kurz vor der parlamentarischen Sommerpause fast nebenbei in einer Talk-Sendung eine mögliche Abstimmung zur „Ehe für Alle“ im Bundestag zur Gewissensfrage erklärt. Nicht die Partei CDU solle die Meinung vorgeben, sondern jeder einzelne Abgeordnete möge frei entscheiden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Koalitionspartner SPD und die Opposition von Grünen und Linken ergriffen die Chance, noch vor Bundestagswahl darüber abstimmen zu lassen. Dann ging es ganz schnell. Am 30. Juni 2017 wurde im Bundestag über die „Ehe für Alle“ abgestimmt.
Das Ergebnis: 393 Stimmen für und 226 gegen den Gesetzesentwurf des Bundesrats, der darüber bereits vorlag. Wir haben genau hingeschaut: SPD, Grüne und Linke haben geschlossen für die „Homo-Ehe“ gestimmt. Obwohl sich die drei Parteien selten einig sind. Da die FDP zu dem Zeitpunkt nicht im Bundestag vertreten ist, durften die Liberalen nur zuschauen. Merkel selbst, und ca dreiviertel der Unions-Abgeordneten, stimmten gegen eine Änderung. Bemerkenswert, dass einige CDU-Abgeordnete das anders sahen. Im Endeffekt ist das aber unwichtig: Deutschland feiert das neue Recht! Nach einer Forsa-Umfrage im Juni 2017 sprachen sich 69 Prozent der Deutschen für die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der traditionellen Ehe von Mann und Frau aus.
Bundespräsident Steinmeier unterschrieb das Gesetz schließlich und machte damit den Weg frei für mehr Gleichberechtigung auch in diesem Bereich. Bleibt abzuwarten, ob es zu Verfassungsklagen kommt. Dabei ist sich die Gesellschaft mehrheitlich einig: Es darf keine Diskriminierung geben! Das bedeutet: Ehe für Alle!
Foto: Shutterstock