… nicht mal eben kurz die Welt retten
Ein Kommentar zu: Ich und die Generation Greta

„Oh schau mal, Sarah hat heute eine Plastikflasche dabei. Das ist aber nicht sehr umweltbewusst.“ Das ist einer der typischen Sprüche, die ich mir anhören muss, wenn ich ausnahmsweise einmal aus meinem Gewohnheitsbild falle. Das macht mich wütend.
Es macht mich wütend, weil ich meine Glasflasche, die ich sonst mitnehme, diesen Morgen vergessen habe. Es macht mich wütend, weil ich morgens einen Umweg laufen musste, um überhaupt etwas zu trinken zu kaufen. Und es macht mich wütend, weil ich extra die etwas teurere recycelte Flasche bezahlt habe – was aber keiner wahrnimmt oder wahrnehmen will. Am wütendsten macht mich, dass der ältere Junge aus meiner Klasse mir nach seiner „Entdeckung“ ins Gesicht grinst, obwohl auf seinem Tisch auch eine Plastikflasche steht. Wohl gemerkt: eine ohne Pfand aus Frankreich. Aber die Diskussionen mit ihm habe ich schon aufgegeben.
Was mich daran so stört? Immer wieder höre ich, dass eine Person ja nichts ändern könne. Dass „die da oben“ sich um die Problematik kümmern müssen. Dass meine Generation retten muss, was die vorherigen verbockt haben. Und obwohl ich viel höre, sei es positiv oder negativ, sehe ich so wenig. Es gibt Vereinzelte, die schon vieles umsetzen. Was mir fehlt, ist eine stärkere Bewegung in der Masse, denn das Problem wurde erkannt.
Ich sehe Stofftaschen mit dem Aufdruck „Heute RETTICH die Umwelt“ oder „Muss nur noch kurz die Welt retten“. Diese Taschen habe ich in letzter Zeit drei Mal gesehen. Wie oft ich Plastiktüten gesehen habe, zähle ich dagegen schon gar nicht mehr. Das spiegelt sich auch in der Kommunikation wieder. Es wird hinterfragt und gezweifelt, was das Zeug hält. „Was kann ich alleine schon ändern?“ Meine Antwort: „Wenn du dabei bleibst, dich das Tag für Tag zu fragen: nichts. Wenn du bei Kleinigkeiten anfängst: etwas.“. Und jedes kleine Etwas führt zum Großen.
Jeder von uns hat einen CO2-Fußabdruck. Laut Magazin Focus liegt der des Deutschen bei durchschnittlich 11 Tonnen pro Jahr. Für 1,1 Tonnen davon ist der Bürger selbst nicht verantwortlich. Bleiben also noch 9,9 Tonnen übrig, für die jeder selbst bestimmen kann, was sich ansammelt. Und bei so einer Menge soll man selbst nichts ändern können? Dass man nicht mehr weiter machen kann wie bisher, sollte inzwischen jedem klar sein. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir uns angewöhnen müssen, Gewohnheiten abzulegen. Und zwar gemeinsam. Nicht nur meine Generation, oder wie sie im Fernsehen genannt wird „Generation Greta“.
Natürlich hat Greta ein Umdenken beim Klimaschutz gefördert wie keine andere. Das Bewusstsein für Umwelt ist bei Menschen in meinem Alter stärker als je zuvor. Doch „Generation Greta“ alleine wird nicht „mal eben kurz die Welt retten“.
Die Zukunft wird abhängig sein von Handeln, Ausprobieren, Reflektieren und ganz besonders von Teamwork. Ja, vom Miteinander. Können wir das überhaupt (noch)? Oder sind wir vor allem eine Gesellschaft der Egoisten, Alleindarsteller und Selbstverliebten? Eine Gruppe von Menschen, die auf dem beharren, was sie haben und was sie „schon immer so getan haben“. Von Typen, die nicht innehalten wollen, die aggressiv werden und lamentieren: „Ich bin nicht schuld!“
Wenn du selbst kein sturer Ignorant bist. Wenn du teilnehmen möchtest am Klimaschutz und am Wandel im Verhalten. Wenn du einsichtig bist. Dann informiere dich. Und sei ein Teil von der Generation Greta – unabhängig vom Alter und deinen bisherigen Gewohnheiten. Aber wenn du meinst, du kannst eh nichts ändern und es wird schon wieder gut gehen – dann mach es anderen, die sich auch um deine Zukunft kümmern, wenigstens nicht durch Vorwürfe schwerer. Bitte. Danke!
Übrigens Das Foto zeigt einen Ausschnitt mit den RAVOLUTIONÄREN (von links) Laurin, Zazou und Kilian an unserem Stand beim Jugendgipfel 2019.