… Menschen: Mit Würde und Engagement!

Die Verantwortung des Menschen ist unantastbar – wir alle müssen etwas für unsere Würde tun. Mein Appell.
Zur Würde gehört Verantwortung. Wer sich auf seiner Würde ausruht, vergisst das jedoch nur allzu gerne. Wir verdienen Glaubens-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, und all die anderen Rechte, die mit Würde zugesprochen werden. Das möchte ich gar nicht in Frage stellen. Doch in Frage stellen möchte ich, das Bewusstsein für die Verantwortung, die jeder hierfür auch übernehmen muss.
Würde ist ein Verdienst unserer Demokratie. Diese ist nicht eines Tages einfach vom Himmel gefallen. Nein. Da waren Menschen, die für sie gekämpft, protestiert, ihr Leben riskiert oder es gar aufgegeben haben. Sie kämpften, damit jeder einzelne von uns jetzt in Würde in Deutschland leben kann.
Heute wächst Würde wie ein Apfel an einem Baum auf deutschem Boden. Jeder kann Äpfel einfach so pflücken; Würde jederzeit einfordern und andere verklagen, wenn diese sie nicht respektieren. Aber beachtet: Ein Baum muss gepflanzt, jahrelang gegossen und gepflegt werden, bis Äpfel an ihm wachsen. Und er muss stetig, immer weiter, gegossen werden. Sonst geht er ein. Die Äpfel werden ungenießbar und immer weniger, bis an keinem einzigen Baum mehr auch nur ein Apfel gepflückt werden kannst.
Gleiches gilt für unsere Demokratie. Wir müssen Demokratie pflegen, um unsere Würde weiterhin ernten zu können. Würde fällt nicht vom Himmel.
Es ist Zeit, dass wir erkennen, dass wir etwas für die Würde, für unsere Demokratie tun müssen. Und wenn wir es nicht für unsere eigene Würde tun, dann doch zumindest für die Würde nachfolgender Generationen. Die politischen Extremen werden immer stärker. Immer mehr stellen unser System, die Demokratie in Frage. Und ich möchte gar nicht so tun: Auch ich habe unsere Demokratie, in der Form wie wir sie gerade haben, schon oft in Frage gestellt. Doch zu einem Ergebnis kam ich immer: Egal wie sehr ich an ihr zweifele, aufgeben möchte ich sie nicht – sowohl die Demokratie, als auch meine Würde, denn sie bauen aufeinander auf.
Und es ist wahr, dass einiges falsch läuft. Dass es Schwachstellen in unserem politischen System gibt: Inkompetente Menschen und falsche Entscheidungen. Doch das ist kein Grund, die Demokratie zu verleugnen. Es ist ein Grund, etwas zu tun. Aufzustehen und für die Demokratie, wie sie sein sollte, zu kämpfen. Sich zu engagieren. Verantwortung zu übernehmen.
Denn wir alle: jeder, der nicht wählt oder rechte Hetze unterstützt; jeder Muslim, der den Ruf seiner Religionsgenossen durch extremistisches Verhalten in den Dreck zieht; jeder, der aus Protest extreme Parteien wählt und jeder, der meint, sich nicht politisch engagieren zu müssen, trägt Verantwortung.
Wir alle müssen einsehen, dass wir, als einer von 80 Millionen, ein 80-Millionstel dafür verantwortlich sind, wie sich unser Land, unsere Demokratie entwickelt. Egal wie klein das scheinen mag. Jeder hat diese Verantwortung und niemand kann sie von sich weisen. Das ist wie der Plastikmüll, der unsere Meere verschmutzt, und für den jeder einzelne zu verantworten ist; wie der Klimawandel, der unsere Zukunft bedroht, und der jedem zu verschulden ist. Ob es um unser Leben oder um unsere Würde geht. Mir ist beides gleich wichtig. Ich will in Würde leben. Und ich will, dass meine Kinder in Würde leben.
Daher ist es Zeit, dass wir verstehen, dass nicht nur unsere Würde, sondern auch unsere Verantwortung für sie unantastbar ist. Wollen wir unantastbare Würde, müssen wir unantastbar Verantwortung übernehmen. Denn für Demokratie braucht es jeden einzelnen.
Entscheide. Übernimm Verantwortung. Handele. Es ist Zeit.