Corona: Wir starten Einkaufsservice
,16. März 2020

Wir nehmen ab sofort Bestellungen von Lebensmitteln an, wenn Menschen in Rastatt wegen des Corona-Virus’ nicht einkaufen können. Von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr ist das Telefon besetzt: 07222 973316. Bestellungen sind auch per Mail möglich: bestellung@ravolution.de
Wir liefern keinen Alkohol, keine Tiefkühlkost und nur Abgepacktes. Alles, was in eine normale Einkaufstüte passt, nur zwei Teile einer Sorte, also keine Hamsterkäufe. Bitte teilen Sie uns mit, wie Sie zahlen können. Am liebsten bargeldlos! Wir liefern direkt vor die Haustür, klingeln – und verschwinden sofort. Also alles kontaktlos.
Hier unsere Pressemitteilung für weitere Infos:
Jugendzeitung Ravolution startet Einkaufsservice für Corona-Betroffene
“Wir müssen zusammen halten”
Rastatt. „Ich habe Angst um meine Oma“, sagt eine Schülerin bei der Jugend-Online-Zeitung RAVOLUTION in Rastatt. Die Großmutter wohne weit weg, wer kümmere sich um sie, wenn sie krank ist und alle in Quarantäne sind? So entstand die Idee für „RAstart liefert“. Die Ravolutionäre ziehen einen Lieferservice für ältere, kranke und gefährdete Menschen in Rastatt auf. Ab Mittwoch gehen die Jugendlichen Lebensmittel einkaufen.
Was können wir tun? Die Frage stand bei der letzten Redaktionssitzung am vergangenen Freitag im Raum. Eigentlich bereiteten die Schüler und Studenten eine neue Ausgabe ihrer Zeitung zum Thema Freiheit vor. Doch dann holte sie die harte Realität der eingeschränkten Freiheit durch die Pandemie ein. Schnell war klar: Wenn der Unterricht ausfällt, wolle man die Zeit neben dem häuslichen Lernen sinnvoll nutzen. Die Idee eines Bringdienstes für Lebensmittel war geboren. Wie bei allen Themen, die die Jugendlichen erarbeiten, standen zu Beginn viele Fragen: Wie müssen wir uns schützen? Wie übergeben wir die Waren? Wie erfahren Betroffene von unserem Angebot?
Über das Wochenende wurden viele Punkte abgearbeitet. Dazu wurden auch weitere Helfer und ebenso Kooperationspartner gesucht. Auch ein Rechtsanwalt und ein Versicherungsexperte wurden aus dem familiären Umfeld befragt. Schließlich bewege man sich auf Neuland, wolle schnell helfen und trotzdem keine Fehler machen. Auf die Anfragen zu Kooperationspartnern kamen erst zögerliche Antworten. Ihre Hilfe festzugesagt haben bereits die „Brücke Rastatt e.V.“ und die Jugendpartei der Jusos in Rastatt. Auch über die Sozialen Medien kam viel Zuspruch: In 48 Stunden wurde ein erster Bericht auf Facebook über 27.000 Mal gelesen. Hunderte spendeten Beifall und gaben Tipps. Auch die „Schwarmintelligenz“ wurde aufgerufen: “Wie lösen wir das Bezahlproblem, wenn die Jugendlichen zu Kranken und Gefährdeten keinen direkten Kontakt haben sollen?”
So ist der Ablauf jetzt vorgesehen: Über Telefon oder Mail können Betroffene ihre Einkaufsliste sowie Kontaktdaten durchgeben. Am nächsten Tag werde vor die Haustür geliefert, versprechen die Jugendlichen. Mit kleinen Einschränkungen: kein Alkohol, kein Tabak, keine Tiefkühlkost und nur Abgepacktes, alles in haushaushaltsüblichen Mengen, „was in eine normale Einkaufstüte passt“, so ein Infozettel von RAVOLUTION, der virtuell und in kleiner gedruckten Stückzahl verteilt wird. Auch einige Schüler und Mütter sowie weitere Freiwillige haben sich gemeldet und wollen ehrenamtlich tätig sein. Für Debbi Sticher, Schülerin an der Anne-Frank-Schule Rastatt, ist klar: „Ich mache mit, um anderen zu helfen und meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Wir müssen zusammen halten.“ Die 17-jährige recherchiert parallel beim Robert-Koch-Institut und anderen Forschungseinrichtungen sowie Datenbanken wie bei der Weltgesundheitsorganisation. Sie setzt damit den Grundsatz von Ravolution um: gesicherte Informationen gegen Fake News und Hysterie. So soll in den nächsten Tagen eine Sonderausgabe rund um Corona und seine Auswirkungen entstehen. Mit Entsetzen verfolgen die Jugendlichen, wie mit Unsinn Angst und Schrecken verbreitet wird.
Hatice Özutürk hat für den Verein der Brücke Rastatt ihre Unterstützung schnell zugesagt: „Wir wollen zeigen, dass es noch Menschen gibt, vielleicht komplett Unbekannte, denen Nächstenliebe wichtig ist. Dazu gehört
füreinander dasein, Sicherheit und Geborgenheit geben.“ Die Krise als Chance nutzen. Das bekräftigt auch Annabelle Sonn, stellvertretende Kreisvorsitzende der Jusos: „Wir machen mit, weil es jetzt wichtig ist, nicht egoistisch oder gierig zu handeln, sondern solidarisch. Gerade weil wir junge, gesunde Menschen wenig gefährdet sind, haben wir die Verantwortung, denen zu helfen, die alt oder krank sind. Unsere Gesellschaft funktioniert nur, wenn wir diese Verantwortung auch ernst nehmen und selbst anpacken!“
Über soziale Medien wird der Kontakt gepflegt und werden die Dienste jetzt organisiert. Ausgeliefert wird vor allem per Fuß, Fahrrad, Longboard und E-Auto. Schließlich hatten sich die Ravolutionäre 2019 für den Klimanotstand in Rastatt stark gemacht. Auch wenn man jetzt Hygiene an die erste Stelle setzt, wollen die Jugendlichen wenn möglich auf Ökologie achten. „Ich freue mich über so viel Engagement und positive Resonanz“, bekräftigt die Chefredakteurin von Ravolution, Ute Kretschmer-Risché. So bekomme man auch die Bezahlung geregelt. Unternehmer stellen einen kleinen Finanztopf zur Verfügung, damit erste Einkäufe getätigt werden können. „Natürlich braucht es für ein solches Projekt Vertrauen und Ehrlichkeit. Diese ernste Lage wird hoffentlich das Beste aus uns herausholen.“
Bestellungen per Telefon ab 18. März von 10 bis 14 Uhr: 07222 973316
Und per Mail: bestellung@ravolution.de
Hier können Sie unseren aktuellen Flyer downloaden: Fyler RAstart A5